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Aussterbende Vielfalt in Amazonien

Die voranschreitende Amazonasabholzung führte bereits zum Aussterben von 26 Tier- und Pflanzenarten. Und 644 Arten stünden kurz davor auf immer zu verschwinden, warnt nun das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Bis 2005, so der UNEP-Bericht „Environment Outlook in the Amazonia: GEO Amazonia”, habe Amazonien 17 Prozent seiner Waldfläche, 857.666 Quadratkilometer, verloren - ein Gebiet fast so groß wie ganz Venezuela.

Der Bericht, das Ergebnis von zwei Jahren Forschung, zeige eine beschleunigte Ökosystemveränderung und eine ausgeprägte Umweltdegradierung in dieser weiten, von neun Ländern — Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam, Venezuela und Französisch Guayana - geteilten, feuchttropischen Region Südamerikas, die gleichzeitig das in der Welt größte Waldgebiet ist, erklärt die UNEP. “Das Amazonasökosystem wird durch Landnutzungsänderung, Infrastrukturbauten und der Errichtung von Siedlungen rasch verändert”, so der Bericht. Zum Beispiel habe sich allein in der brasilianischen Amazonasregion das Straßennetz zwischen 1975 und 2005 verzehnfacht! Künftig könne auch der zunehmende Biotreibstoffanbau die Veränderung des Amazonasökosystems beschleunigen.

Der UNEP-Bericht befürchtet ein Voranschreiten der so genannten Savannisierung ebenso durch die Globale Erwärmung, die Regenfälle und regionalen Wasserhaushalt verringert. Allein als Folge des Klimawandels drohe, dass sich etwa 60 Prozent des feuchttropischen Regenwaldes von Amazonien noch in diesem Jahrhundert aufgrund von zunehmenden Trockenperioden zur Savanne wandelt. Gleichzeitig werde das lokale Klima durch die Regenwaldabholzung beeinträchtigt. Falls der Waldverlust die 30-Prozent-Marke überschreite, so der UNEP-Bericht, dann verringerten sich ebenfalls die Niederschläge, was zu einem Teufelskreis führen könne: Die Erleichterung von Waldbränden, verringerte Wasserverdunstung, zunehmende Rauch- und CO2-Emissionen, gesteigerte Klimaaenderung. „Wegen der Abholzung wird Amazonien zunehmend ein signifikanter Produzent von Treibhausgasen.“

Bedroht seien aber auch die Wasserressourcen Amazoniens, die von globaler Bedeutung sind. Rund 20 Prozent des globalen Süßwassers fließen durch das Amazonasbecken, rund 12.000 bis 16.000 Kubikkilometer pro Jahr. Doch in keinem der Amazonasstaaten werden diese Wasserressourcen ausreichend geschützt. Tatsächlich würden diese Gewässer zunehmend von Abfall, Abraum und Abwässern aus Bergbau, Staedten, Siedlungen, landwirtschaftlichen Pestiziden, Kunstdünger sowie von den giftigen Reststoffen der illegalen Kokain-Produktion verschmutzt.


Norbert Suchanek, Rio de Janeiro

 

Norbert Suchanek
Journalist und Autor
Internet: www.norbertsuchanek.org
E-Mail: norbert.suchanek(at)online.de