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DESERTEC - warum Milliarden in die Wüste geschickt werden

Nicht überall wo "regenerative Energie" drauf steht ist auch eine gute Idee drin

Der Kerngedanke von DESERTEC ist alt. Bereits in den 80´er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Grundgedanke von Bockris und Justi in ihrem Buch "Wasserstoff die Energie für alle Zeiten" dargestellt. Ein relativ kleines Stück Wüste als Solarkraftwerk versorgt den gesamten Planeten mit Energie. Wasserstoff diente  im damaligen Modell als Energieträger, diesmal soll der Strom per Fernleitung nach Europa gelangen.

Inzwischen sind fast 30 Jahre vergangen und in der Welt hat sich einiges getan, auch und gerade im Bereich der Energieerzeugung und -versorgung. Wir haben lernen müssen, das es kein Vorteil ist wenn die Hauptenergiereserven weit entfernt von den Hauptenergieverbrauchern liegen. Wir erkennen immer klarer, das bewaffnete und unbewaffnete Konflikte gerade an Förderorten und Transportwegen von Öl und Gas stattfinden. Zudem steigen die Leitungsverluste mit wachsender Distanz zwischen Erzeugung und Verbrauch und damit die Kosten.

Es darf füglich bezweifelt werden ob es da klug ist die Weltenergieerzeugung zentral in Afrika zu plazieren. Potentiellen Terroristen und Lokalpotentaten dürfte das Wasser im Munde zusammenlaufen, bei der Vorstellung sich mit einem Griff die Weltenergieversorgung in die Tasche zu stecken. Geht man davon aus, das die Betreiber ihre Investition vernünftigerweise nicht schutzlos lassen, entsteht alternativ vor unserem geistigen Auge eine militärisch abgeschottete Hochsicherheitszone größeren Ausmaßes. Ein politischer Stabilitätsfaktor für die Anrainerstaaten wäre dies wohl kaum.

Ob die afrikanischen Anliegerstaaten auch einen Nutzen von DESERTEC haben werden ist fraglich. Im bislang bekannt gewordenen Investitionskonzept kommen sie nur als Standort vor. Die Investoren schauen auf die Rendite und da locken die europäischen Spitzenlastpreise. Das lässt wenig Hoffnung für Träume von aufblühenden afrikanischen Volkswirtschaften, denen endlich die dringend benötigte Energie zur Verfügung steht.

Regenerative Energien sind von ihrer natürlichen Struktur her dezentral und regional diversifiziert. Sie sind daher prädestiniert, die während der Industriealisierung entstandenen oligopolistischen Energiewirtschaftsstrukturen mit ihren Preisdiktaten durch klassische atomistische Marktstrukturen abzulösen, in denen jeder mehr oder weniger seinen Energiebedarf selbst deckt. DESERTEC ist hier ein Schritt in die falsche Richtung, denn mit einer derartigen Anlage würden die jetzigen zentralistischen Großtechnologiestrukturen des Energiemarktes auf lange Zeit konserviert. Das sichert den EVU´s hohe Gewinne und den Verbrauchern hohe Preise.

DESERTEC ist ein klassisches Großinvestitionsprojekt. Politik und Wirtschaft begrüßen derlei "große Lösungen" stets, denn wo Milliardensummen fließen fällt für viele etwas ab. Daher sind kritische Stimmen rar. Einige Wenige weisen darauf hin, dass das Projekt  jetzt schon Schaden anrichte, denn es verhindere Investitionen in sinnvollere Alternativen. Deren gibt es in Hülle und Fülle und täglich realisieren Menschen in aller Welt Projekt um Projekt. Mit den Milliarden von DESERTEC ließe sich hier in kurzer Zeit ein wesentlicher Beitrag zum rationelleren Umgang mit Energie und zur Erhöhung des Anteils regenerativer Energien an der Gesamtenergieversorgung leisten.

Es bleibt die Hoffnung, das DESERTEC nur ein Akteur auf der Bühne des Wahlkampf-Sommertheaters bleibt.