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Der Kabeljau ist ausgestorben!

Umweltorganisationen erklären, dass der Kabeljau in der Nordsee als kommerziell ausgestorben betrachtet werden kann. Das bedeutet, er ist so selten geworden, dass sich eine kommerzielle Befischung nicht mehr lohnt.

Bildquelle: www.seafood.no

Der Kabeljau (Gadus morrhua) ist ein Raubfisch, der sich vorzugsweise von Hering ernährt. Er gehört zu den dorschartigen Fischen. Der atlantische Kabeljau kann bis zu 1,5m lang und 70kg schwer werden. Er ist relativ unempfindlich gegen Krankheiten und Kälte; zum Laichen suchen die Schwärme küstennahe Gewässer mit einer Wassertemperatur zwischen 1°C und 10°C auf. Dadurch wurde der Kabeljau zu einem idealen weil leicht fangbaren Nutzfisch.
Die bekannten Speisefischvarianten Stockfisch und Klippfisch werden aus Kabeljau zubereitet aber auch massenhaft Fischstäbchen und andere Tiefkühltruhen-Fischgerichte.

Im 18. und 19. Jahrhundert war er der Speisefisch schlechthin. Viele europäische Hafenstädte verdanken ihm ihre heutige Bedeutung. In den USA und Kanada gründeten sich die bedeutenden Fischindustrien maßgeblich auf den großen Kabeljaubeständen.
Aber auch schon früher war der Kabeljau wichtiger Speisefisch. Die Wikinger nahmen ihn als Proviant mit auf ihre langen Fahrten bis Nordamerika. Ebenso später die Spanier und Portugiesen.


Heute ist der wichtigste Speisefisch unserer Breiten fast aus der Nordsee verschwunden.

Der deutsche EU-Agrarkommissar Franz Fischler schlug deshalb dieser Tage in Brüssel eine drastische Kürzung der Fangquoten für den Kabeljau vor. — Wissenschaftler bezeichnen die Schäden am Bestand als wahrscheinlich schon irreparabel. — Doch Fischlers radikaler Plan zum Schutz des Kabeljau ist beim Treffen der zuständigen europäischen Minister gescheitert. Heraus kam ein zahnloser Kompromiss, der aller Wahrscheinlichkeit nach "das Todesurteil für den Kabeljau in der Nordsee" bedeutet, wie Karl Wagner vom WWF kommentierte. Die Bemühungen der deutschen Ministerin Renate Künast für Fischlers Plan, trafen auf den Widerstand von Spanien, Portugal, Frankreich und Großbritannien. So wurden aus Fischlers angestrebten 80% Fangreduzierung schwache 45%.

Das Problem der Überfischung des Kabeljaus ist kein neues. In Kanada ist der Fang von Kabeljau schon seit 1992 verboten. Der Fisch, der dort einst in Hülle und Fülle in den reichen heimischen Fischgründen vorhanden war, muss nun für teures Geld importiert werden.
Auch in Großbritannien wird schon so gut wie jede Portion Fish & Chips mit Kabeljau aus der Isländischen See oder anderen nicht heimischen Gewässern zubereitet. Der Fang des heimischen Kabeljaus ist so schwierig geworden, dass er nicht mehr lohnt. Dennoch scheint man auf der Insel und im Südwesten Europas weit von der Einsicht entfernt zu sein, dass ein radikales Schutzprogramm dringend notwendig ist.

Die intensive Befischung des Kabeljaus und seine Methoden schaden nicht nur dem Kabeljaubestand. Die großen Schleppnetze töten jedes Jahr sehr viele Delphine, Kleinwale (ca. 7000 jährlich) und Riesenhaie. Ebenso geraten durch die Grundschleppnetze zahllose Krustentiere in den Fang.

Norwegen will den Kabeljau in Zukunft in Fischfarmen züchten, wie es schon seit längerem mit dem Lachs praktiziert wird. Auf diesem Wege könnten die wildlebenden Bestände stark entlastet werden. Umweltorganisationen stehen aber auch dieser Lösung skeptisch gegenüber, da aus den großen Zuchtfarmen immer wieder Tiere entkommen und verschmutze Wässer entweichen, die die natürlichen Bestände mit Krankheiten gefährden.