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Die andere Klima Zukunft

„Innovation statt Depression“ ist der Untertitel dieses Buches. Und mit diesen 3 Worten ist schon erklärt, worum es sich in Claudias Kemfert Buch „Die andere Klima Zukunft“ dreht. Die Autorin möchte den Leser nicht mit der für Themen dieser Art typischen Schwarzmalerei belasten, sondern sie bringt frische Ideen in Umlauf, die alles andere als ernüchternd sind.

Die andere Klima-Zukunft

Zu Beginn muss aber angemerkt werden, das Claudia Kemfert Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität in Berlin ist. Des weiteren leitet sie die Abteilung für Energie, Umwelt und Verkehr am DIW Berlin. Kurz gesagt: Sie ist eine Ökonomin durch und durch.

Doch die Angst, das dieses Buch vor trockenem Fachwissen und Zahlen nur so strotzt ist unbegründet. Die Autorin schafft es den Leser dank einfacher Vergleiche aus der Gesellschaft für dieses Thema zu begeistern. Sie verfängt sich nicht in Argumenten, die nur auf Zahlen beruhen, sondern erklärt logisch nachvollziehbar, warum der Klimawandel als Chance begriffen werden kann und nicht als Gefahr.
Natürlich warnt sie davor, nichts zu tun und einfach abzuwarten. Aber auch für diesen Fall hat sie Studien vorbereitet, die hier präsentiert werden. So werden zu Beginn des Buches, nachdem erklärt wurde, was Ökonomie mit Ökologie gemeinsam hat, einige Studien ausgewertet, die verschiedene Szenarien betrachten.

Derlei kennt man schon aus den abertausend Artikeln und Berichten zum Klimawandel, doch Frau Kemfert malt nicht den Teufel an die Wand. Sie erklärt auch, welche Branchen zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern beim Klimawandel zählen werden.
Da es aber doch nicht ganz ohne Zahlen geht, und alle Berechnungen von Claudia Kemfert auf Zahlen beruhen, geht sie im Buch Schritt für Schritt vor. Bevor sie mit irgendwelchen Daten um sich wirft, erklärt sie auf knapp 20 Seiten, wie sich die Klimakosten zusammensetzen. So werden die Zahlen greifbar.

Nachdem nun die Grundlagen gelegt sind, und der Leser weiß, wer wann was wo zahlen müsste und wer betroffen sein wird (alles natürlich spekulativ), steigt die Autorin in die Gegenmaßnahmen ein. Zuallererst wird geklärt, was es mit "Klimaneutral" auf sich hat. Funktioniert dies überhaupt, was passiert mit dem Geld, das Flugreisende als CO² Ausgleich zahlen und wie nützt der Emissionshandel dem Klima? All dies wird in diesem Abschnitt geklärt. Das Hauptaugenmerk legt Frau Kemfert hier auf den Emissionshandel, der ihrer Meinung nach zu den wichtigsten Instrumenten des Klimaschutz gehört.

Da dieser im Grunde genommen eher für die Industrie von Bedeutung sein wird, schlägt die Autorin die Einführung einer CO² Card für den Verbraucher vor, womit jeder Bürger seine Treibhausgas-"Produktion" kontrollieren und steuern kann. So macht man Klimaschutz transparent.
Als Professorin beim DIW Berlin darf natürlich das Thema Energie bei Claudia Kemfert nicht fehlen. So widmet sie diesem Bereich mehrere Kapitel. Neben einer Abhandlung über die Zukunft fossiler Energien findet sich auch ein Kapitel über den Energiemix der Zukunft (die Autorin tritt für neue Kohlekraftwerke ein, erklärt dies aber nachvollziehbar aus Sicht eines Ökonomen).

Als ein wichtiger Faktor beim CO² Ausstoß darf natürlich auch nicht der Blick auf den Bereich Mobilität fehlen. Dabei werden neue Konzepte vorgestellt und Chancen für die (Automobil-)Wirtschaft erläutert. Diese stemmt sich immer noch vehement gegen Veränderungen, dabei wäre es klüger vorwärts zu gucken und in Forschung zu investieren. Denn an neue Antriebsarten führt langfristig gesehen kein Weg dran vorbei.

Da Claudia Kemfert das ganze Buch über die Waage zwischen Verbraucher und Wirtschaft bzw. Industrie hält, ist nun der Verbraucher wieder an der Reihe. Es geht ums Thema Bauen. Die Bauindustrie zählt laut der Autorin zu den Gewinnern des Klimawandels. Warum dies so ist und wie der Verbraucher sich vor steigenden Energiepreisen schützen kann, wird hier beschrieben. Des weiteren werden Neuerungen im Immobilienhandel vorgestellt, was für den in diesem Bereich unerfahrenen Leser, aber eher uninteressant sein dürfte.

Das letzte Kapitel betrachtet die Gegenwart und beschäftigt sich mit den Fortschritten beim Klimaschutz global gesehen. Ist Bio nur ein Trend, sind LOHAS die Ausnahme oder die Regel und worauf muss sich die Wirtschaft langfristig gesehen einstellen?

Den Abschluss bilden dann 3 persönliche Briefe an 1. den Verbraucher, 2. den Politiker und 3. den Unternehmer. Hier fasst die Autorin noch einmal alle Schritte zu einer besseren Klimazukunft zusammen und macht Vorschläge, wie der Betreffende seinen Teil beisteuern kann.

Fazit

Claudia Kemfert hat hier ein Buch geschrieben, welches sich abhebt von der Masse der Bücher die sich mit diesem Thema beschäftigen. Sie schreibt in einem sympathischen Ich-Stil und lässt des öfteren die ein oder andere Anekdote aus ihrem Leben mit einfließen. Außerdem machen die oben schon angesprochenen Vergleiche mit der Gesellschaft die wenigen ökonomischen Fachsimpeleien verständlich.

Das Buch liest sich flüssig, was durch die lockere Schreibweise und der Unterteilung in 14 Kapitel mit jeweils 5-6 Unterkapitel begünstigt wird.
Der Murmann Verlag legt hier also ein Buch vor, welches dem Leser Mut schöpfen lässt. Mut zum klimabewussten Handeln, Mut zur Zukunft (wie immer diese auch aussehen wird) und Mut zur Diskussion.
Weltuntergangs-Szenarien und Lethargie findet man woanders, positive Signale in Sachen Klimawandel bietet Frau Kemfert hier.
Übrigens: Dieses Buch wurde klimaneutral produziert. Man geht also mit guten Vorbild voran.

Kurzinformation

Claudia Kemfert
„Die andere Klima Zukunft“
Murmann-Verlag GmbH
264 Seiten, einige Tabellen und Grafiken, Murmann Verlag Hamburg, gebunden, mit Schutzumschlag
Preis: 19,90 Euro
ISBN: 978-3-86774-047-0

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