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Mit einem Bein im Gefängnis?

Biodiversitätsforschende sehen ihre Arbeit durch ein neues Gesetz bedroht - das niemandem wirklich nützt

Eigentlich möchte die Bundesregierung mit der Umsetzung der EU-Richtlinie zum fairen Vorteilsausgleich die Welt gerechter machen. Konzerne, die mit Organismen aus Entwicklungsländern oder deren Genen Milliardengewinne machen, sollen etwas davon an die Herkunftsländer abgeben. Was eigentlich die sogenannte Biopiraterie stoppen sollte, trifft aber nun vor allem die nicht-kommerzielle Grundlagenforschung. Denn die Kontrollen dafür bringen einen enormen bürokratischen Aufwand mit sich. Biodiversitätsforscher sehen sich überfordert und befürchten gar, für kriminell erklärt zu werden. Dabei ist Biopiraterie heute kaum noch ein Thema — das Gesetz kommt viel zu spät.

Die Taxonomie ist die Wissenschaft zur Bestimmung und Einordnung von Arten und ihrer Verwandtschaftsbeziehungen. In der Regel wird sie an Sammlungsinstituten wie den Naturkundemuseen oder Botanischen Gärten ausgeübt. Arten aus der ganzen Welt werden hier für die Grundlagenforschung archiviert und dokumentiert. 30 Millionen Objekte sind es beispielsweise allein im Museum für Naturkunde in Berlin. Die Voraussetzung dafür ist der Zugang zu diesen Arten. Proben werden gesammelt, in allen Ländern der Erde.

Doch dieser Zugang wird zunehmend erschwert. Genehmigungen müssen eingeholt, die Motive für die Sammlung genauestens begründet werden. Jedes Land hat seine eigenen Regeln und Abläufe. Die hohen bürokratischen Hürden kosten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viel Energie und die Institute entsprechend viel Geld, noch bevor die eigentliche Forschung überhaupt begonnen hat. Der Grund dafür ist die globale Regelung für den Zugang und fairen Vorteilsausgleich Öffnet externen Link in neuem Fenster(Access- and Benefit Sharing — ABS) bei der Nutzung genetischer Ressourcen im Rahmen der Öffnet externen Link in neuem FensterUN-Biodiversitätskonvention CBD. Nachdem sich die Mitgliedstaaten der CBD 2010 nach langem Ringen auf konkretere Verpflichtungen einigen konnten, sollen diese nun in deutsches Recht überführt werden.

Weiterlesen unter Öffnet externen Link in neuem Fensterbiodiversity.de

Über Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO)

Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland e.V. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ein wichtiges Ziel ist es, die Forschung unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur Biodiversität befasst, stärker ins öffentliche Licht zu stellen und mit aktuellen relevanten Politikprozessen zu vernetzen. Hierzu stellen wir direkte Ansprechpartner für Fragen aus Medien, Politik und Öffentlichkeit bereit, arbeiten aktuelle Themen auf und vermitteln Experten. Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ.
Weitere Informationen finden Sie unter: Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.biodiversity.de