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Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität

Vom Dornröschenschlaf zur Weltmarktführerschaft oder wie die Politik die Automobilindustrie mit Steuermillionen zum Jagen trägt.

"Die USA haben funktionierende Elektroautos aber keinen Plan, wir haben einen Plan aber keine Elektroautos.", so fasste ein Radiokommentator sinngemäß das Dilemma deutscher Industriepolitik am Beispiel des "Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität" zusammen.

Der bombastische Titel, der von gleich zwei Bundesministern vorgestellten Industrie-Subvention (wohin sind die guten alten Zeiten entschwunden, in denen Unternehmen die Entwicklung ihrer Produkte noch selbst finanzierten?) verdeckt nur unzureichend, dass deutsche Automobil-Topmanager erneut eine wichtige Entwicklung auf dem Weltmarkt fast verschlafen haben und nun eiligst hinterher rudern. Mit der deutscher Politik eigenen subtilen Bescheidenheit, streben die Herren Tiefensee und zu Guttenberg dann auch gleich nicht weniger als die "Weltmarktführerschaft" bei der hierzulande bislang eher stiefmütterlich behandelten Elektroautomobilbranche an.

Tatsächlich haben bislang mehrere deutsche Autobauer Bastelecken für Elektroautos in ihren Entwicklungslabors eingerichtet, hier und da sind auch auf Autosalons in Frankfurt und Genf, Elektroautos unter dem Rubrum "Kuriositäten & Skuriles" in Erscheinung getreten. Ernsthaftes Anstreben der Weltmarktführerschaft sieht anders aus. Die "planlosen" Amerikaner kündigten, wie stets etwas hemdsärmelig, gerade den Bau von 1 Million Elektroautos an, bei uns freut sich BMW in Kooperation mit Vattenfall über einen "Alltagsversuch" mit ganzen 50 (!) Fahrzeugen.

Das Elektroautos klimapolitisch nur Sinn machen, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien oder nachwachsenden Energieträgern stammt wird eher undeutlich erkennbar in der nationalen Planung der Entwicklung. Kommt der Strom nämlich aus Kohle-, Öl- oder Atomkraftwerken ist der Effekt für die Klimabilanz eher negativ.

Zutreffend erkannt wird das Batterieproblem der Elektromobilität, die leider oft schon nach wenigen Kilometern endet. Die Dinger sind zu schwer, zu groß und nicht leistungsstark genug. Hier gilt es anzusetzen, nicht mit Millionen für die Industrie sondern für die Grundlagenforschung. Herr Tiefensee wartet derweil vorzugsweise auf "den nächsten deutschen Nobelpreisträger" der irgendwann einmal aus seiner Hinterhofgarage an das Licht der Öffentlichkeit tritt und die Lösung der Energiespeicherung fix und fertig auf den Tisch legt. So sieht deutsche Elektromobilitätsplanung in Zeiten eines dahinplätschernden Bundestagswahlkampfs aus.

Doch Rettung naht, der Trabbi soll, gleich Phönix, seine Auferstehung aus Ruinen, als Elektroauto erleben. Es werden derzeit Mutige gesucht (und hoffentlich nicht gefunden) die sich in diese Faltkartons setzen. Nach einer Kollision mit der gerade vorgestellten neuesten hybriden S-Klasse dürfte der bedauernswerte E-Trabbi-Insasse kaum noch Bedarf für weitere Pläne hinsichtlich seiner Elektromobilität haben.

Die hat auf der Basis einer müden und durchsichtigen Wahl-PR-Show wohl kaum Hoffnung geschöpft. Der von Herrn zu Guttenberg abgegebenen Versprechung sich am Elektroautomobilmarkt "mit großem Ehrgeiz" beteiligen zu wollen, darf Angesichts der realen Bemühungen nur wenig Glauben geschenkt werden.

Tatsächlich werden wir wohl in nicht allzu ferner Zukunft Elektroautos aus China und den USA beziehen während unsere Top-Politiker gemeinsam mit den Top-Automanagern das Konjunkturpaket XXVII beschließen, das Deutschland dann endgültig die Weltmarktführerschaft auf dem Dauerlutschermark bescheren wird.

Oder warten wir auf Horst Schlämmer, der mit absoluter Sicherheit demnächst seinen "Nationalen Entwicklungsplan Donrkaatversorgung" medienwirksam vorstellen wird. Da weisse Bescheid.