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Geothermische Stromerzeugung in Neustadt-Glewe

Kann sich geothermische Stromerzeugung etablieren? Was spricht dafür, was dagegen? Sind Erfahrungswerte vorhanden, auf die man zurückgreifen/aufbauen kann? Darf sich der Mensch darüber erheben Mutter Erde zu entnehmen, was ihm nicht zusteht oder zweckentfremdet würde?

(c) oekosmos

Regenerative Energien sind eine Entlastung unserer Umwelt, heißt es. In Neustadt-Glewe wurde vergangenen Mittwoch das erste deutsche Erdwärmekraftwerk in Betrieb genommen. Das Kraftwerk ergänzt das bereits vor Ort betriebene Erdwärmeheizwerk und wird nun ausschließlich aus regenerativer Erdwärme gespeist. So werden an die 500 angeschlossenen Haushalte mit umweltschonenden Strom versorgt.

Dass die Erde ein Wärmespeicher ist, ist ja schon seit Urzeiten bekannt. Warum sollte Mensch also diese erdinnere Wärme nicht für sich nutzen können? Vor allem hinsichtlich der knapp werdenden Kohle- und Ölvorräte. Allen voran hat die Gewinnung mit Erwärme den kleinen, doch erheblichen Vorteil, dass es nicht dazu beiträgt die Umwelt und Mutter Natur auf ein Weiteres zu versauen!

Wie funktioniert nun die Stromerzeugung mit der Erdwärme?

Man muss sich die Erde als einen großen Durchlauferhitzer vorstellen. Wasser fließt als „Wärmeübertragungsmedium“ durch den Erhitzer und gewinnt dabei an Wärme. Mit diesem Prinzip arbeitet man auch, um Strom aus dem Erdinneren zu gewinnen. Es werden zwei Bohrungen (in das warme Gestein) vorgenommen. Nun nutzt man das Wasser als Medium zur Gewinnung der Wärme. So wird es in eine Bohrung injiziert und aus der anderen wieder hinaufgefördert. Das rissige Gestein zwischen den Bohrungen dient als Wärmetauscher. (HDR meint „hot dry rock“, im trockenen Gestein wird die Wärme mittels Wasser gewonnen).

Eine weitere neue Möglichkeit zur Wärmegewinnung findet sich in den Aquiferen. Dies sind wasserführende Schichten im Untergrund. Nach diesem Prinzip wurde schon Anfang der 80er an der Müritz (in der damaligen DDR) geforscht. In Neustadt-Glewe wird noch zusätzlich ein organisches Medium hinzugefügt, um den Siedepunkt herabzusetzen: Perfluorpentan (hat den Siedepunkt bei 30°C).
Das heißt, heißes Wasser aus der Erde wird verwendet, um das Perfluorpentan in einem geschlossenen Kreislauf zum Kochen zu bringen, wodurch dann Strom erzeugt wird. Gegenwärtig hat man dieses Verfahren „Organic Rankine Cycle“ (ORC) benannt. Somit kann sich die Anlage in Neustadt-Glewe mit dem ersten geothermischen Kraftwerk in Deutschland rühmen.
Überschüssige Wärme aus den Sommermonaten lässt sich in den Aquiferen für den Winter speichern. Und noch weiter gehend könnte man die Erdwärme ebenso für die Kühlung verwenden, da die Erde kurz unter der Oberfläche kühler ist als die Luft im Sommer.

Manch einer wird sich fragen, ob die sich Bohrungen negativ auf die Erde auswirken und was passiert mit der überschüssigen Wärme, die nicht direkt genutzt wird.
Zum einen wird ja mit existentem Erdmaterial gearbeitet, dass heißt, zwar ist eine Bohrung von Nöten, aber das Erdreich in den Tiefen ist ja bereits mit Rissen gekennzeichnet und wird somit nur Mittel zum guten Zweck, nämlich wird als Wärmeüberträger genutzt.
Zum anderen wäre eine Gefahr von der Abwärme abzumildern. Die Effizienz der geothermischen Kraftwerke liegt bei ca. 10%. Es würden also 90% der Wärme in die Umwelt entrinnen. Hier könnte man dann mit der Nutzung der Abwärme ansetzen... Man könnte sie in Fernwärmenetze einspeisen. Dieses ist in Deutschland jedoch noch nicht sehr weit ausgebaut. Bis dieses flächendeckend ausgebaut ist, dürfte es einen Haken geben: Der Kostenfaktor der reinen Stromerzeugung ist ungefähr doppelt so hoch wie die der Windenergie und dreimal so hoch wie die der Kohlekraftwerke. Doch vorausschauend betrachtet kann der Kohle gern die „Luft“ ausgehen und die geothermische Energie wird kommen, und zwar wird dieser Strom sauber sein. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem man auf jene zurückgreifen muss.

Noch mehr aufschlussreiches über Geothermie können sie den folgenden Berichten entnehmen: Telepolis, Erneuerbare Energien, Bewag, Bine, Geothermie