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OECD und UN wollen das bessere Leben

Seit Jahren diskutieren Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik, wie Wohlstand jenseits des Bruttoinlandsproduktes gemessen werden kann. Seit Mai 2011 lässt die OECD dazu online weltweit Menschen abstimmen, welche Werte ihnen im Leben wichtig sind.

Erstmals gibt es den „Opens external link in new windowBetter-Life-Index“ nun auf Deutsch. Die Ergebnisse passen zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN, um die derzeit die entscheidenden Verhandlungen stattfinden.

OECD-Sprecher Anthony Gooch zieht nach über zweieinhalb Jahren Better-Life-Index ein eindeutiges Fazit: „Dass Feedback unserer User zeigt, dass Geld nicht oben auf der Liste steht, nicht einmal in der Nähe“, sagt Gooch. 52.000 Menschen aus aller Welt haben bereits ihren persönlichen Better-Life-Index erstellt, bei dem sie angeben können, wie wichtig für sie verschiedene Dinge im Leben sind: Elf Kategorien stehen dabei zur Auswahl.

Dazu gehören materielle Werte wie Wohnverhältnisse, Einkommen oder Beschäftigung, aber auch das Umfeld in Form von Zivilengagement, Gemeinsinn oder Sicherheit, außerdem Bildung, Umwelt, Work-Life-Balance und Gesundheit. So kann jeder Besucher seine eigene Definition von gutem Leben angeben.

Und dabei gibt es globale Gemeinsamkeiten: „Wollen die Menschen das reine BIP überwinden? Eindeutig Ja“, sagt Gooch. Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Bildung ist den Menschen weltweit am Wichtigsten. Gooch betont, dass es der OECD mit dem Index nicht darum geht, einen Wettbewerb um die besten Lebensverhältnisse zwischen Nationen zu entfachen, sondern darum, dass Menschen voneinander lernen — um die Situation in ihrem Land zu verbessern.

Mit dem Index kann jeder die eigenen Präferenzen für ein besseres Leben mit harten Daten aus den OECD-Ländern vergleichen, etwa zur Umwelt, zur Bildung in Form von Pisa-Studien oder zur Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems. So sieht jeder, wo es besser läuft — und findet möglicherweise Lösungen für die Probleme vor Ort, so wie heute Skandinavien vielen Ländern als Vorbild für das Bildungssystem dient.

Ökonomische Vorteile durch Nachhaltigkeit

Dass es dabei auch um handfeste ökonomische Vorteile geht, schrieb die OECD bereits in ihrem Opens external link in new window„How's Life“-Bericht von 2013. Allerdings wird Ökonomie dabei neu definiert. Ohne Nachhaltigkeit ist der Better-Life-Index nicht zu denken — weil das Wohlbefinden der jetzigen Generation nicht auf Kosten der nächsten gesteigert werden soll. Aber wie lässt sich Nachhaltigkeit messen? Die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen, das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) und die OECD schlugen dazu bereits 2009 vor, „Kapital“ neu zu definieren.

Das zu vermehrende und zu erhaltende Kapital ist demnach nicht nur materiell, etwa Maschinen, Häuser oder Infrastruktur. Vielmehr fließt auch die Natur mit ein, etwa in Form von Boden, Wasser oder Energieressourcen, ebenso wie menschliches Kapital wie Wissen oder Gesundheit, sowie soziales Kapital in Form von Werten — etwa Vertrauen zwischen Menschen und in Institutionen.

Diesen Ansatz verfolgen auch die UN. Anfang Januar stand die siebte Runde der Opens external link in new windowDiskussionen um neue, universelle Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) an, im Februar folgt die achte Runde. „Die Arbeiten der OECD an den vier Formen von Kapital und der Better-Life Index sind ein sehr wichtiger Beitrag zur globalen Beratung über die neuen Entwicklungsziele“, sagt Olav Kjørven, Sonderberater der UN für die Entwicklungsagenda nach 2015. Noch sind die SDGs nicht definiert, aber schon jetzt stellt sich die Frage, wie später die Fortschritte gemessen werden. Da könne der Ansatz der OECD eine wichtige Idee sein, sagt Kjørven.

Die Vereinten Nationen haben Opens external link in new windowweltweit 1,7 Millionen Menschen befragt, was sie sich als Entwicklungsziele wünschen. Die Top 3: Gerechtigkeit, Teilhabe und Würde. Das soll auch die Grundlage für die SDGs sein. Sie sollen die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) erweitern, die im Jahr 2015 auslaufen.

Die MDGs sahen unter anderem die Bekämpfung von Armut und Hunger, Gleichstellung der Geschlechter sowie eine Senkung der Kindersterblichkeit vor. Diese Ziele sollen in den neuen SDGs aufgehen, die bis zum September 2015 festgelegt werden sollen und Teil einer neuen Entwicklungsagenda sind, die nach einem Beschluss der UN 2016 beginnt.

Quelle: „Rat für Nachhaltige Entwicklung“, www.nachhaltigkeitsrat.de