Sie befinden sich hier:
Startseite->Artikel->Studie: Energiesparendes Sanieren rechnet sich

Studie: Energiesparendes Sanieren rechnet sich

Zu teuer, lohnt sich nicht, begünstigt Schimmel — wenn es um die energetische Sanierung von Wohngebäuden geht, halten sich viele Vorurteile. Eine neue Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) entkräftet sie jetzt.

Die energetische Sanierung von Einfamilienhäusern rechnet sich demnach in den meisten Fällen. Der geringere Wärmeenergieverbrauch refinanziert die Mehrkosten für die Sanierung, und das relativ schnell. Die Einsparungen können mehr als 2.000 Euro im Jahr ausmachen.

Die dena rechnet das anhand eines sanierungsbedürftigen Einfamilienhauses aus den 1970er Jahren mit 144 m2 Wohnfläche vor. Vor der Sanierung lagen die jährlichen Energiekosten hier bei rund 2.730 Euro. Nach der Sanierung fielen sie auf rund 564 Euro im Jahr. Das ist eine Ersparnis von 2.166 Euro. Dem gegenüber stehen einmalige Investitionen in Höhe von rund 30.000 Euro, unter anderem für die Dämmung der Außenwände, für Wärmeschutzfenster und einen Brennwertkessel mit Solarthermie.

Selbst ohne staatliche Fördergelder rechnet sich die Investition nach rund 14 Jahren; bei weiter steigenden Energiepreisen und staatlicher Unterstützung entsprechend schneller. „Wer sein Haus saniert und nicht gleichzeitig die Energieeffizienz verbessert, verpasst eine günstige Gelegenheit“, sagt dena-Chef Stephan Kohler. Eine energetische Sanierung könne über Jahre hinweg hohe, voraussichtlich steigende Heizrechnungen vermeiden. Kohler wies bei Opens external link in new windowVorstellung der Studie darauf hin, dass die Energiekosten für Wohnen in Deutschland seit 1995 um 173 Prozent gestiegen sind.

Trotzdem scheuen viele Hausbesitzer die energetische Sanierung. Nikolaus Diefenbach vom Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt (Opens external link in new windowIWU), das an der dena-Studie mitgewirkt hat, sagt, erst 20 Prozent aller Außenwandflächen von bis 1978 gebauten Wohngebäuden seien nachträglich wärmegedämmt worden. Opens external link in new windowTrenduntersuchungen zeigen, dass pro Jahr weniger als ein Prozent dazu kommen. Bei gleichbleibendem Tempo wären 2050 noch 40 Prozent der Außenwände von Bestandsgebäuden ungedämmt. „Die Dynamik ist zu niedrig“, sagt der Physiker. Etwas besser sehe es beim Austausch alter Heizungsanlagen aus: Rund drei Prozent davon würden jährlich durch modernere Modelle ersetzt.

Nicht nur die Anfangsinvestitionen, auch unhaltbare Behauptungen lassen laut dena viele Eigentümer vor einer energetischen Sanierung zurückschrecken. So werde immer wieder vorgetragen, Schimmel träte in wärmegedämmten Gebäuden häufiger auf oder Dämmsysteme fingen schnell Feuer. Beides ist laut dena längst widerlegt. Problematisch bleibt nach Ansicht der halbstaatlichen Agentur indes das Förderumfeld. Um Bauherren mehr Planungssicherheit zu geben, fordert dena Chef Kohler deswegen eine Erhöhung der Fördermittel auf fünf Milliarden Euro im Jahr. Derzeit stehen lediglich 1,5 Milliarden Euro im Jahr zur Verfügung.

Auch nach Einschätzung des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) wäre ein Ausbau der bisherigen Förderstrategie sinnvoll. Denn Fortschritte bei der energetischen Sanierung von Gebäuden seien „der entscheidende Faktor zur Steigerung der Energieeffizienz“ in Deutschland, und damit für mehr Klimaschutz und weniger Abhängigkeit von Energieimporten. Doch laut Statistischem Bundesamt stieg die Energieproduktivität in Deutschland zwischen 2000 und 2010 lediglich um 1,1 Prozent im Jahr. Um die politisch gewollte Verdoppelung bis 2020 zu stemmen, wäre eine jährliche Steigerung von über drei Prozent nötig.

Der Nachhaltigkeitsrat plädiert in einer der Bundesregierung Ende März übermittelten Opens external link in new windowEmpfehlung daher für eine verlässliche Förderstrategie. Das sei nicht nur Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Die energetische Gebäudesanierung zahle sich auch volkswirtschaftlich aus: Vorangegangene Förderprogramme zeigten, dass jeder als Förderung bereitgestellte Euro eine wirtschaftliche Wertschöpfung von acht Euro erzielt. Auch deswegen, so der RNE, solle die Politik prüfen, wie die bislang auf Einzelgebäude ausgerichtete Sanierungspraxis auf Quartiere und Stadtteile ausgeweitet werden kann.

Quelle: „Rat für Nachhaltige Entwicklung“, www.nachhaltigkeitsrat.de