Wädenswil, 10. April 2008: Die meisten Meerestiere, insbesondere Wale und Delphine, sind für Fortpflanzung, Nahrungsbeschaffung, Flucht vor Raubtieren und zur Orientierung unter Wasser auf Schall angewiesen. Unter der Wasseroberfläche nimmt die Sicht rapide ab und verliert sich in der Tiefe ganz. Schall ist für viele Meeresbewohner der wichtigste Sinnesreiz. Unter Wasser breiten sich Schallwellen viel besser aus, als an Land. Je nach Frequenz sind sie über hunderte, ja sogar tausende von Kilometern zu hören. Leider gilt das auch für den Lärm.
Schiffe, Militärsonare und Airguns zur Exploration von Bodenschätzen verbreiten über weite Distanzen extrem laute Schallemissionen und ziehen Meeressäuger und Fische ernsthaft in Mitleidenschaft. In bestimmten Meeresgebieten hat sich der konstante Schallpegel im Laufe der vergangenen sechzig Jahre in jeder Dekade verdoppelt. Nicht nur die aktive akustische Orientierung von Walen und Delphinen mittels Sonarsignalen ist davon betroffen. Auch das passive Orten von Umweltreizen, welches für die meisten Meerestiere überlebenswichtig ist, wird durch den höheren Hintergrundpegel zunehmend maskiert. Daraus resultiert eine verzerrte Wahrnehmung, die für die Bewohner der Meere unkalkulierbare Folgen hat.
Wie bei jeder grenzüberschreitenden Umweltverschmutzung sind auch beim Unterwasserlärm die internationalen Abkommen gefordert. Gegenüber relevanten Gremien, darunter auch dem Seerechtsabkommen der UNO, setzt sich OceanCare seit Jahren intensiv für eine Reduktion und Regulierung des Lärms in den Weltmeeren ein. Aufgrund von Vorstössen, die OceanCare gemeinsam mit Partnerorganisationen gemacht hat, wurde die Lärmbelastung in mehreren internationale Foren als ernst zu nehmende Gefahr für das maritime Ökosystem bewertet. Nun wird die Forderung nach einem zurückhaltenden Umgang mit Lärm erzeugender Technik auch auf dem politischen Parkett immer lauter.
"Wir Menschen können die Meere nicht beliebig beschallen und damit das Leben in den Ozeane gefährden", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. "Vorsicht im Umgang mit Lärmemissionen ist dringend angezeigt. Besonders wichtig ist dabei die Schonung sensibler Meeresgebiete und Tierarten."
Damit die Weltmeere als Lebensräume eine Zukunft haben, fordert OceanCare gegenüber den relevanten internationalen Foren konkrete Massnahmen:
- Überwachung der Schallpegel unter Wasser und Untersuchung der Auswirkungen von Lärmentwicklung.
- Erarbeitung einer globalen Strategie zur Lärmreduktion mittels geographischer und saisonaler Beschränkungen für den Einsatz Lärm erzeugender Technologien, sowie Vorschriften zur Implementierung lärmdämmender Verfahren an den Emissionsquellen.
- Verbindliche und transparente Bewertung der Auswirkung von Lärmemissionen. Verursacher sollen hinsichtlich der Konsequenzen ihres Handelns in die Verantwortung gezogen werden.
- Verbote für die Beschallung von Gebieten mit sensiblen Arten oder Habitaten. Dies gilt insbesondere für Schutzgebiete.
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Über OceanCare
OceanCare setzt sich seit 1989 für den Schutz der Meeressäuger und der Ozeane ein. Jagd, Lärm, Überfischung und Zerstörung der Ökosysteme bedrohen die Zukunft der Tiere — und auch unsere. Mit konstruktiven Massnahmen wie Forschungsprojekten und Umweltbildungskampagnen sowie dem Engagement im Bereich der Gesetzgebung und in internationalen Foren verschafft sich OceanCare weit über die Landesgrenzen Gehör und setzt Verbesserungen durch. Bei all ihren Aktivitäten strebt OceanCare eine lösungsorientierte Zusammenarbeit an. Denn: Was uns alle angeht, können wir nur gemeinsam lösen. www.oceancare.org