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Aufstand der Holzplantagen-Opfer in Brasilien

Armut durch Klopapier und „Tempo“.

Foto von Tupiniquim. Foto: FASE Espirito Santo

Das Unternehmen Procter & Gamble mache Millionengewinne mit Klopapier und Tempo-Taschentüchern und treibe damit gleichzeitig Tausende von Menschen in Landlosigkeit und Armut in Brasilien: Das klagt zumindest Robin Wood auf großen Bannern an, die in Berlin sowie in acht weiteren Städten in Deutschland aufgehängt wurden. Recherchen der Umweltschutzorganisation zufolge bezieht der Multinationale Konzern, der von Pampers bis zu Bounty zahlreiche bekannte Marken besitzt und jährlich weltweit rund 50 Milliarden Euro umsetzt, den Rohstoff für seine Papierprodukte größtenteils von Eukalyptus-Monokulturen des brasilianischen Zellstoffkonzerns Aracruz. Und dieser steht seit Jahrzehnten in der Kritik von Menschenrechts- und Umweltschutzinitiativen in Brasilien.

Zusammen mit dem multinationalen Konzern Kimberly Clarke, der Produkte wie Haakle und Kleenex vermarktet, kaufe Procter&Gamble 45 Prozent der Jahresproduktion von Aracruz Cellulose auf, dem weltweit größten Hersteller von gebleichtem Eukalyptus-Zellstoff, so Robin Wood. Doch die rund 250.000 Hektar Eukalyptus-Plantagen von Aracruz führten in Brasilien zu gewaltigen Umweltzerstörungen und sozialen Konflikten. So spitzen sich zur Zeit Landrechtskonflikte mit der indigenen Bevölkerung der Tupiniquim und Guarani im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo zu. Parallel zur Robin Wood-Aktion in Deutschland protestieren die Indianer vor Ort in Brasilien, denn seit Jahren weigert sich Aracruz, ein unrechtmäßig angeeignetes Gebiet von 11.000 Hektar an die Ureinwohner zurückzugeben. „Früher waren wir frei, unabhängig und lebten von den Früchten unseres Landes. Mit der Ankunft von Aracruz Cellulose verloren wir unser Land, unsere Wälder und unsere Flüsse. Wir verarmten und wurden `Gefangene´ von Aracruz und seinen Eukalyptusplantagen“, so die Klage einer der Tupiniquim-Häuptlinge. Etwa 2.200 Tupiniquim und Guarani in sieben Dörfern sind unmittelbar von dem Zellstoffkonzern betroffen.

Ursprünglich war das von Aracruz genutzte Land von einem der artenreichsten Waldökosysteme der Welt bedeckt, dem Küstenregenwald namens Mata Atlantica. Wie Augenzeugen gegenüber Robin Wood berichteten, habe Aracruz vor allem in den 1970er Jahren große Flächen dieser Wälder gerodet, um genug Land für seine Monokulturen zu bekommen. So wurde auf einen Schlag die gesamte Tier- und Pflanzenwelt beseitigt - für die Biodiversität der Region eine ökologische Katastrophe. Außerdem habe Aracruz massiv in den Wasserhaushalt der Region eingegriffen, um den hohen Wasserbedarf für das Zellstoffwerk in Espirito Santo zu decken. Der Grundwasserspiegel wurde abgesenkt, Flüsse und Felder trockneten aus, die Umwelt mit giftigen Abwässern verschmutzt. So berichten die Anwohner des Nachbardorfs Barra do Riacho von einem dramatischen Fischsterben in ihrer Meeresbucht, in die Aracruz die Abwässer seiner Fabrik einleitet.

Procter & Gamble selbst allerdings die Kritik von Robin Wood für nicht gerechtfertigt. Das multinationale Unternehmen habe sich der Nachhaltigkeit verpflichtet. „Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird bei uns überall dort mit Leben und Wert gefüllt, wo wir die Möglichkeit sehen, mit Innovationen in den Bereichen Gesundheit, Hygiene, Umwelt, Ernährung und Erziehung einen Beitrag für die Lebensqualität unserer heutigen und zukünftigen Kunden zu leisten“, so der Konzern, der zu den 20 am häufigsten in Öko-Fonds vertretenen Unternehmen zählt. Auch für die Zeitschrift Öko-Text galt Procter & Gamble bisher als „Sustainability-Leader“, dessen Aktien man guten Gewissens kaufen könne. Für die in Washington herausgegebene Zeitschrift „Multinational Monitor“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den multinationalen Konzernen genauer auf die Finger zu sehen, gehört Procter & Gamble allerdings nicht zu den vorbildlichen Konzernen. Im Gegenteil. Der Multinational Monitor hat Procter & Gamble bereits mehrmals auf seine jährlich neu erstellte Liste der zehn miesesten Unternehmen weltweit gesetzt.

Weitere Informationen
Rede Alerta contra o Deserto Verde c/o
FASE Espirito Santo,
Rua Graciano Neves, 377
29015.330 - Vitória - ES
Brasilien

E-Mail: fasees@terra.com.br
www.fase.org.br