Sie befinden sich hier:
Startseite->Artikel->Berlin Fashion Week: Trend zu nachhaltiger Mode

Berlin Fashion Week: Trend zu nachhaltiger Mode

Steigendes Interesse bei Designern und Einzelhändlern, eine Sonderpreis-Verleihung des Gesamtverbandes Textil+Mode und Unterstützung durch den Berliner Senat — nachhaltige Mode war eines der großen Themen auf der Modemesse „Berlin Fashion Week“ vom 5. Bis zum 10. Juli 2011. Nachdem nachhaltige Mode lange ein Nischendasein bei spezialisierten Designern, Herstellern und Händlern fristete, steigen nun auch Branchengrößen ein.

„Wir verzeichnen erstmals Nachfragen von wirklich großen, bedeutenden Textilhändlern, Modehäusern und Labels, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit intensiv auseinandergesetzt haben und nachhaltige Mode in ihrem Sortiment anbieten möchten“, sagt Heike Scheuer vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN). Der Verband mit Sitz in Stuttgart hat Qualitätsrichtlinien für Naturtextilien erarbeitet und berät Unternehmen und Designer, wie sie zertifizierte Materialien, Stoffe und Garne für ihre Produktion beschaffen können. Neben den etablierten Designhäusern, die das Thema „Nachhaltigkeit“ jetzt für sich entdecken, seien es laut Scheuer vor allem die jungen Designer und Label-Gründer, die sich bewusst für nachhaltige Kollektionen entscheiden.

Diesen Generationen-Trend kann auch Kirsten Rahmann, Sprecherin des Gesamtverbandes Textil+Mode bestätigen. Für den „Textil+Mode Innovationspreis“, den der Verband jährlich für den Designernachwuchs auslobt, erreichten den Verband im vergangenen Jahr so viele Bewerbungen mit nachhaltigen Designideen, dass er sich entschloss, für die diesjährige Preisverleihung am 6. Juli 2011 auf der Berlin Fashion Week eine „Sonderauszeichnung Nachhaltigkeit“ ins Leben zu rufen. Die Gewinnerinnen Charlotte Ehrlicher und Marie Federlin haben für ihre Kollektion „egogamie“ zertifizierte Materialien und Druckverfahren angewandt und nutzen für die Füllung ihrer Daunenjacken alte Federboas.

Nach welchen Kriterien genau sich ein Modelabel als „nachhaltig“ betitelt, liegt mangels allgemein verbindlicher Richtlinien derweil noch im Ermessen der Designer und Modeketten selbst. Die Verwendung von Naturfasern aus biologischem Anbau, fairer Handel und Arbeitsbedingungen oder Recyclingverfahren bei der Materialgewinnung — ob ein Aspekt oder mehrere gleichzeitig erfüllt sein müssen, ist rechtlich nicht festgelegt. Unter der Vielzahl von Siegeln und Zertifikaten hat sich in den vergangenen Jahren der GOTS-Standard (Global Organic Textile Standard) hervor getan. Es vereint weltweit einheitliche Kriterien sowie ökologische und ethische Standards und fordert die  Rückverfolgbarkeit eines Materials entlang der gesamten textilen Produktionskette. IVN-Geschäftsstellenleiterin Scheuer rechnet damit, dass das GOTS-Siegel mit dem weißen Hemd auf grünem Kreisrund in drei Jahren bei den Verbrauchern einen visuellen Bekanntheitsgrad erreicht haben wird, der dem  heute gängiger Siegel aus der Naturkosmetik entspricht.

Als noch junger Modemesse-Standort soll Berlin sich nach Ansicht des Berliner Senats unter anderem durch eine breite Plattform für nachhaltige Mode von etablierten Konkurrenten wie Paris und Mailand abheben. Tanja Mühlhans, zuständige Referentin im Berliner Senat, sagt: „Zusehends positioniert sich Berlin im europäischen Kontext als Metropole für Grüne Mode. „Der Senat unterstütze diesen Trend durch Anschubfinanzierungen, gebündelte Kommunikationsmaßnahmen und ein breites Portfolio an Förderinstrumenten. Berlin, so Mühlhans, solle als „Green-Fashion-Standort“ gestärkt werden.

 

Quelle: „Rat für Nachhaltige Entwicklung“, www.nachhaltigkeitsrat.de