Sie befinden sich hier:
Startseite->Artikel->Das grüne Back-up: Hoffnung für eine fortführende Energiewende

Das grüne Back-up: Hoffnung für eine fortführende Energiewende

Vor einigen Jahren wurden gasverbrennende Anlagen noch als saubere Alternative zu Erdöl propagiert. Die Heizung für Privathaushalte, Heiz- und Warmwasseranlagen für Firmen, der Antrieb von Kraftfahrzeugen und sogar die Gewinnung von Strom sollte umweltfreundlich über Erdgas erfolgen. Sauberer als Erdöl sei die Verbrennung, die Abluft sei reiner, die Förderung weniger umweltschädlich. Ein weiteres Argument war der große Vorrat an Erdgas, der vom Öl unabhängig machen sollte. Das ist natürlich alles nicht falsch, die Argumente gelten bis heute.

Von der Euphorie ist indes nicht viel geblieben: Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, und der ist Gift für das Klima. Alles, was CO2 ausstößt, ist derzeit suspekt, und damit sind Gasanlagen bei den Deutschen unten durch. Obwohl Erdgas im Vergleich zu Erdöl und Kohle immer noch als sauberer gilt. Das Erdgas hat ein schlechtes Image, und dazu kommt, dass etwa ein Drittel der Deutschen ohnehin nicht mehr daran glaubt, den Klimawandel aufhalten zu können. Befragungen zeigen, dass die Menschen in den letzten zwei Jahren sehr viel pessimistischer geworden sind, vor allem die Frauen. Dabei kann anstelle des Erdgases auch aufbereitetes Biogas in den Anlagen genutzt werden.

Nur eine Kostenfrage?

Einen Teil der Verunsicherung in Deutschland kann durchaus nachvollzogen werden: Einerseits werden erneuerbare, umweltfreundliche und emissionsfreie Energieformen propagiert, andererseits wird über Umlagen, Abgaben und Steuern klimaschädliches Verhalten immer noch belohnt.

Treibstoffe Diesel Benzin
4,7 Ct/KWh 7,3 Ct/KWh

Brennstoffe

Heizöl Erdgas
0,6 Ct/kWh  2,2 Ct/kWh

Abb. Vergleich der Abgaben fossiler Energieträger

Die Abgaben auf Diesel sind beispielsweise niedriger als auf Benzin und auf Heizöl niedriger als auf Erdgas. Der Anreiz, auf umweltschonende Energien umzusteigen, fehlt also ganz und gar. Des Weiteren wird Strom durch stark ansteigenden Anteil regenerativer Anlagen immer sauberer - wird dabei aber durch ständig steigende Abgaben immer teurer. Dabei wird gleichzeitig die nötige Energiewende propagiert und die Reduktion von CO2-Emissionen staatlich propagiert. Man könnte es boshaft als ein Bußgeld für die Umsetzung der geforderten Energiewende verstehen, wenn die Situation nicht jeglichen Humors entbehren würde.

Absicht steckt hinter dieser Entwicklung natürlich nicht, die Lage hat sich innerhalb der letzten 15 Jahre sukzessive so ergeben. Und jetzt muss sich das ändern, die wahrscheinlich wichtigste Aufgabe der nächsten Bundesregierung. Diese Aufgabe betrifft nicht nur den Umweltschutz und insbesondere den Klimawandel, sondern auch die Glaubwürdigkeit der geforderten Energiewende.

Immerhin regen die Stromanbieter bereits und bieten bei den Verträgen, die sich auf gasgestützten Strom beziehen, Bonusprogramme an. Dabei dürfen sich vor allem Neukunden bei E.on im Fall eines Anbieterwechsels freuen, denen einen satten Bonus durch eine Kombination aus zwei Bonusangeboten zusteht.  E.on stellt dafür auch sogenannte emissionsfreie Gastarife bereit: In dem Rahmen, indem das Gas Emissionen erzeugt, werden vom Konzern Klimaschutz-Projekte unterstützt, so dass die Emissionen an anderer Stelle wieder neutralisiert werden. Seit dem ersten Mai 2017 gilt beispielsweise auch für Berlin ein Angebot von Vattenfall, wobei der gewährte Bonus die Kosten um fast die Hälfte reduziert. Das Angebot bezieht sich auf konventionelles Erdgas, das aber einen Anteil von bis zu 37 % Biogas haben kann.

Erdgas ist eine gute Übergangslösung

Energiewende funktioniert aber nicht von jetzt auf gleich, sondern muss langsam angebahnt werden. Erdgas ist derzeit in großen Mengen verfügbar, wohingegen Solar- und Windenergie nur eingeschränkt verfügbar ist. Während Sonnen- und Windkraft wetterabhängig sind und nicht zur Verfügung stehen, wann immer sie benötigt werden, können gasgetriebene Anlagen in Stoßzeiten für Versorgungssicherheit genutzt werden. Dabei ist die Erdgasanlage so etwas wie eine Einstiegsdroge: Große Biogasanlagen können durchaus kosteneffizient umgebaut werden, so dass das gewonnene Biogas ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Das ist aber nur dann sinnvoll, wenn die Biogasanlage ein ausreichendes Volumen produziert. Baut man Erdgasanlagen, kann Biogas darin genutzt werden, was die Produktion von Biogas fördert und den Ausstieg aus dem Erdgas vorantreibt. Ursprünglich war einmal geplant, dass bis 2030 alle gasgetriebenen Anlagen stillgelegt werden sollten. Dieser Plan ist passé, angestrebt ist nun die Umstellung auf Biogas. Als Übergangslösung für die Energiewende sind erdgasgetriebene Anlagen also nach wie vor attraktiv, mit dem Hintergedanken, dass sie auf regeneratives Biogas umgestellt werden.

Sinnvolle, bereits vorhandene Energiespeicher

Gas ist aber noch aus einem anderen Grund interessant. Es bietet aufgrund der bereits vorhandenen guten Infrastruktur die Möglichkeit, Energie zu speichern. Überschüssiger Strom kann genutzt werden, um über eine elektrolytische Umwandlung in Wasserstoff oder sogar Methan umgewandelt zu werden. Damit kann auch die Frage nach der langfristigen Speicherung von überschüssigem Ökostrom beantwortet werden - die Zukunft liegt also nach der Meinung von Experten durchaus im Gas. Diese Technologie wird als Power-to-Gas bezeichnet.

Weitere Vorteile der Power-to-Gas Technologie:

  • überschüssiger Strom kann gespeichert werden
  • Strom steht dann zur Verfügung, wenn er gebraucht wird
  • Kohlekraftwerke können auf Erdgas und sukzessive Biogas umgestellt werden, wodurch die Power-to-Gas Technologie auch mehr Potential bekommt: Das generiert Arbeitsplätze und ermöglicht den Kohleausstieg bei gleichzeitiger Weiternutzung bereits vorhandener Anlagen.

Gas ist wegweisend

Wie man es auch dreht und wendet: Am Erdgas kommt man in Deutschland im Rahmen der Energiewende vorläufig nicht vorbei. Natürlich ist das konventionelle Erdgas nur eine Zwischenlösung. Aber bereits jetzt stellt das Gas einen Mix dar, der zum Teil auf regenerative Energien zurückgreift. Biogas wird langfristig das Erdgas ersetzen.

Quellen: