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Die Kampagne gegen den Handel mit Wildtierfleisch (Bushmeat)

Erfolgreich, aber noch nicht am Ziel

Im September 2000 startete der Europäische Zooverband EAZA seine große Bushmeat-Kampagne: Europaweit wurden Zoobesucher über die dramatisch zunehmende Jagd auf die Wildtiere Afrikas (darunter die Menschenaffen) für den menschlichen Verzehr aufgeklärt. Bis Ende Oktober 2001 konnten sie ihre Unterschrift unter eine Petition setzen, die jetzt der EU zur Stellungnahme vorliegt und noch dieses Jahr auch nach Afrika gebracht werden soll. Dort sind die politischen Führer aufgerufen, für einen Wandel der Essgewohnheiten und die Einhaltung bestehender Wildtierschutzgesetze einzutreten. Die EU ist gefordert, weil Europa Hauptgeldgeber der Länder West- und Zentralafrikas ist. Mit ihrer Unterschrift melden sich jetzt europäische Steuerzahler zu Wort, die nicht wollen, dass mit ihrem Geld Straßen gebaut werden, auf denen dann (ebenfalls europäische!) Holzfirmen und in ihrer Folge Wilderer in die letzten intakten Waldgebiete vordringen und sie - im wahrsten Sinne des Wortes - leerräumen ("empty forest syndrome").

Auch wenn aktuell noch unklar ist, was die europäische Kampagne tatsächlich für die Eindämmung des Wildfleisch-Handels in Afrika bewirken wird, kann sie bereits einige Erfolge verbuchen:

  • Die erste große Kampagne von EAZA für Tiere in ihrer natürlichen Heimat fand mit 150 teilnehmenden Zoos in 23 Ländern, rund zwei Millionen Besucher-Unterschriften und rund 80 000 Euro Spenden für Projekte zur Bekämpfung des Wildfleischhandels eine enorme Resonanz. In Deutschland beteiligten sich über 30 Zoos und brachten mehr als 300 000 Unterschriftenzusammen - die Wilhelma ist mit über 56 000 unter den "Top Ten" in Europa.
  • Es ist das erste gemeinsame Projekt des Europäischen Zooverbandes und einer großen Tierschutzorganisation: IFAW (International Fund for Animal Welfare) unterstützt die EAZA-Bushmeat-Kampagne finanziell und bei der politischen Umsetzung.
  • Dank Info-Kampagnen und Medienarbeit haben die europäischen Zoos das weithin unbekannte Thema "Bedrohung von Wildtieren durch den Fleischhandel" ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und politisches Handeln eingefordert. Auch eine Pressekonferenz des Verbandes Deutscher Zoodirektoren in der Wilhelma zog viele Medienberichte nach sich.
  • Die Ausstellung "Gorillas im Kochtopf", konzipiert von der Wilhelma und der Berggorilla & Regenwald Direkthilfe - ging als Wanderausstellung durch viele weitere Zoos. Mittlerweile steht sie mehrsprachig im Internet: mit Infos über Hintergründe, Lösungsansätze, zum aktuellen Entwicklungsstand und zu Projekten, für die auch die Zoobesucher spendeten.


Das ist viel, aber es reicht natürlich nicht! Erfreulich: dass sich mittlerweile viele Organisationen - darunter seit neuestem die UNO - des Themas angenommen haben. Umstritten: wie man dieses internationale Problem angehen soll. So diskutiert man auch die Frage, wie weit wir als reiche Europäer die armen Afrikaner zu einem Wandel ihrer Essgewohnheiten drängen dürfen. Die Gegenfrage: Wie lange können wir es uns noch leisten, "politisch korrekt" zu sein, bevor Menschenaffen und Elefanten - bis auf wenige "Hinterbliebene" in bewachten Parks - ausgerottet sind? Viel Zeit bleibt uns sicher nicht!
Und falls Sie denken, Bushmeat aus Afrika gehe uns in Deutschland nichts an: Im Januar 2002 erhielt die Wilhelma vom Zoll den beschlagnahmten Reiseproviant einer Frau aus Kamerun zur Identifizierung: Es handelte sich um einen afrikanischen Quastenstachler, ein Nagetier, sauber ausgenommen, zerteilt und geräuchert.

Dr. Marianne Holtkötter, Wilhelma Stuttgart
Koordinatorin der EAZA-Bushmeat-Kampagne in Deutschland