Der Autor holt weit aus und beginnt mit der Überlegung, welche Tier- und Pflanzengruppen überhaupt als Art definiert werden. Ein etwas theoretischer Einstieg, der zu der entscheidenden Frage, wie Arten entstehen und was zu ihrem Werden und Vergehen beiträgt, überleitet. Denn eines ist klar: Die Natur ist und war stets im Wandel. Das Artensterben, auch in großem Ausmaß, ist eine Voraussetzung dafür, dass sich neue Arten entwickeln. Es ist unbestritten, dass das Artensterben unserer Zeit größtenteils auf das Konto der Menschen geht. Wer jedoch glaubt, dass die Natur „die Sache richten“ und aus eigener Kraft neue Arten entwickelt, der übersieht einen entscheidenden Faktor – die lange Zeitspanne. Gerade bei größeren, komplex gebauten Arten, d.h. bei den allermeisten Tier- und Pflanzenarten, dauert es Zehntausende bis Hunderttausende Jahre, bis sich neue Arten entwickeln.
Wie groß ist die Artenvielfalt überhaupt? Wie viele Tier- und Pflanzenarten es gibt, kann bis heute nur geschätzt werden. Die Regionen mit der der größten Artenvielfalt sind gefährdet: Jahr für Jahr werden große Teile der tropischen und subtropischen Regenwälder abgeholzt und in Kulturland umgewandelt. Wie viele Arten dabei verloren gehen, kann nur geschätzt werden – einige Experten sprechen von 150 Arten pro Tag! Zum Glück belässt es Josef H. Reichholf nicht bei diesem düsteren Szenario. Ein großer Teil des Buches befasst sich mit der Frage, welche Faktoren die Artenvielfalt gefährden – oder, anders ausgedrückt, – welche Faktoren dazu beitragen, sie zu erhalten. Überraschenderweise gibt die Entwicklung in den Industriestaaten Anlass zur Hoffnung: Durch die Einrichtung von Naturschutzgebieten, die Vernetzung von Lebensräumen, den Verzicht auf Dünger und gezielte Schutzmaßnahmen ist es gelungen, in Deutschland eine beachtliche Artenvielfalt zu erhalten bzw. durch Wiedereinbürgerung ehemals heimischer Arten zu erweitern.
Fazit
Wer nach einfachen Lösungen und Antworten sucht, wird hier eines besseren belehrt. Josef H. Reichholf macht vor allem auf die Zusammenhänge in der Natur aufmerksam, aus der sich immer wieder neue Fragen ergeben. So gesehen, braucht man schon ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen. Doch es lohnt sich: Dieses Buch ist ein echtes Grundlagenbuch, das den aktuellen Stand der Forschung anhand zahlreicher Beispiele präsentiert und nebenbei mit einigen wissenschaftlichen Irrtümern aufräumt.
Kurzinformation
Josef H. Reichholf
Ende der Artenvielfalt
Gefährdung und Vernichtung von Biodiversität
Broschiert, 224 Seiten m. 14 zweifarb. graph. Darst., 25 Farbfotos auf Taf.,
S. Fischer Verlag GmbH
Taschenbuch
Preis: 9,95 Euro
ISBN 978-3596176656
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Linkempfehlungen
Bundesamt für Naturschutz: Rote Listen gefährdeter Biotoptypen, Tier- und Pflanzenarten sowie der Pflanzengesellschaftenhttp://www.bfn.de/0321_rote_liste.html
International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources bzw. World Conservation Union (IUCN), dt. Weltnaturschutzunion: Rote Liste der weltweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. (in engl. Sprache)http://www.iucnredlist.org/