Dort will die kenianische Regierung ein Entwicklungsprojekt zur Produktion von Agrosprit, Ethanol im Tana-Flussdelta durchsetzen. 20.000 Hektar des ökologisch einmaligen 130.000 Hektar großen Tana-Flussdeltas sollen abgeholzt und in eine Zuckerrohrplantage umgewandelt und eine Biospritfabrik gebaut werden. Internationale Umweltschutzorganisationen wie Rettet den Regenwald halten dagegen und fordern zu Protestschreiben auf. „Die Zerstörung von Ökosystemen für Zuckerrohrmonokulturen nicht nur unmoralisch sondern auch klimaschädlich ist. Die Regierung soll ihre eigenen Umweltgesetze einhalten und das zerstörerische Entwicklungsprojekt aufgebenâ€, schreibt Rettet den Regenwald. Weil diese Monokulturen nicht nur große Mengen an Wasser und Pestizide benötigten, sei auch der Rest des artenreichen Tana-Deltas betroffen. Über 350 im Delta heimische Tierarten sind bedroht, auch Löwen, Flusspferde, Elefanten und Affen. Das gleiche gelte für die einheimische Bevölkerung der Region.
Die auf Bewässerung bauende Zuckerrohrmonokultur werde den lokalen Bauern und Viehzüchtern während der Trockenzeit das Wasser abgraben, fürchtet auch das Kenya Wetlands Forum und fordert einen Stopp des zerstörerischen Projekts, das von der Mumias Sugar Company und der staatlichen Tana- und Athi River-Entwicklungsagentur ausgeheckt wurde und nun die Existenz und Einkommen von zu 30.000 Menschen bedroht.
„Wir können das Feuchtgebiet doch nicht kaputt machen, nur weil wir Biotreibstoff und Zucker brauchenâ€, warnt die kenianische Friedensobelpreisträgerin und Umweltschützerin Wangari Maathai. Außerdem heizt die Abholzung und Trockenlegung von Feuchtgebieten das globale Klima an. Internationale Forscher warnen erst vor kurzem insbesondere vor der Zerstörung von Feuchtgebieten in den Tropen. Das Trockenlegen von tropischen Sumpfwäldern setze je Hektar 40 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr frei. Zwar hat vor einigen Tagen ein kenianisches Gericht einer einstweiligen Verfügung gegen das Agrarenergieprojekt im Tana-Delta stattgegeben. Doch die Regierung hält bislang weiter an ihrem Agrarenergieprojekt fest.
Ähnliche Projekte wie in Kenia sind auch in anderen Staaten Afrikas geplant. Besonders Angola setzt auf Agrarenergiemonokulturen. Mit brasilianischer Hilfe und Investitionen des Baukonzerns Odebrecht sollen dort ebenfalls große Zuckerrohrplantagen und neue Ethanolfabriken entstehen.
Norbert Suchanek
Journalist und Autor
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