Während verschiedene Nichtregierungsorganisationen zusammen mit umweltbewussten Landwirten zur Großdemonstration gegen die industrialisierte Landwirtschaft rufen, appelliert der Bauernverband an die Vernunft. In Zeiten einer exponentiell wachsenden Weltbevölkerung und der Umstellung auf erneuerbare Energien seien weitere Verluste landwirtschaftlicher Flächen unverantwortlich.
In Europa seien die Hauptgründe für den Verlust zwar der Siedlungs- und Straßenbau. Indirekt gemeint sind vermutlich aber auch die von der EU-Kommission vorgeschlagenen künftigen Ökologischen Vorrangflächen. Hierbei sollen Landwirte, um Direktsubventionen zu beziehen, sieben Prozent ihrer Produktionsflächen der Erhaltung der ökologischen Funktionen widmen, was der Bauernverband schlicht als Stilllegung interpretiert. Können wir uns also überhaupt eine weniger intensive Landwirtschaft überhaupt leisten?
„Das sollten wir, schon alleine um die Ökosystemleistungen der Natur zu erhalten, die wir so gern in Anspruch nehmen." meint der Agrarwissenschaftler Dr. Michael Glemnitz vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ZALF. „Die Folgen einer unregulierten Zunahme der Intensität in der Landnutzung werden sich hier vor Ort manifestieren, und sie werden fundamental sein." sagt er im NeFo-Interview. Die Vorschläge der EU-Kommission für Umweltauflagen für Agrarsubventionen hält er für einen ersten Schritt in die richtige Richtung. „Wer Subventionen braucht, macht was falsch." sagt hingegen Dr. Gabriele Probst, Agrarwissenschaftlerin und Ökolandwirtin. Ihr Betrieb sei das beste Beispiel dafür, dass eine Landwirtschaft, die die biologische Vielfalt nutzt statt bekämpft, pro Fläche zu den gleichen oder sogar besseren Preisen produzieren kann wie der konventionelle Landbau. Für diese traditionellen und kleinstrukturellen Wirtschaftsweisen setzt sie sich auch bei der Großdemonstration am Samstag in Berlin ein.
Den Artikel und das NeFo-Experteninterview finden Sie in unserem Webportal www.biodiversity.de
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