Sie befinden sich hier:
Startseite->Artikel->Fledermäuse

Fledermäuse

Fledermäuse, die nächtlichen Insektenjäger. Fast alle 24 bei uns vorkommenden Arten sind bedroht.

Die Fledermäuse, wie wir sie kennen, gehören zur Ordnung der Chiroptera (Handflügler). Zu dieser Ordnung zählen etwa 950 Arten weltweit. Davon gehören etwa 170 Arten der Unterordnung der Megachiroptera (Flughunde) an, die in Afrika, Asien und Australien vorkommen. Die Unterordnung Microchiroptera (Fledermaus) zählt etwa 780 Arten und ist weltweit verbreitet. In Europa kommen 30 Arten vor. Bei uns, also nördlich der Alpen, 24 Arten.
Die heimischen Arten teilen sich in zwei Familien auf. 22 Arten gehören zu den Glattnasen und 2 Arten zu den Hufeisennasen. Alle bei uns vorkommenden Arten sind reine Insektenfresser. Allerdings ernähren sich andere Arten auch von Früchten, Blütenpollen und Nektar oder fressen sogar kleine Wirbeltiere wie Fische oder Frösche. In Mittel- und Südamerika gibt es sogar Arten, die sich vom Blut großer Säugetiere ernähren. Sie ritzen mit ihren scharfen Zähnen die Haut von z.B. Rindern und lecken dann das austretende Blut auf.

Fledermäuse tragen ihren Namen eigentlich zu Unrecht, denn sie sind keineswegs mit den Mäusen verwandt. Fledermäuse, oder besser gesagt die Handflügler, stellen eine eigene Ordnung dar. Sie sind die einzigen flugfähigen Säugetiere. Ihre Vordergliedmaßen haben sich zu Flugschwingen umgebildet. Im Gegensatz zu Mäusen haben sie keine Nagezähne, sondern ein typisches Säugetiergebiss. Die Weibchen bekommen 1 bis 2 Junge im Jahr. Die durchschnittliche Lebensspanne einer Fledermaus beträgt 5-6 Jahre. Einige Tiere werden allerdings auch viel älter, bis zu 25 Jahre.

Fledermäuse halten Winterschlaf. Während dieser Phase senkt sich ihr Herzschlag von 600 auf 10 Schläge pro Minute ab. Sie schlafen dabei nicht wirklich aber befinden sich in einer tiefen Lethargie. Auf diese Weise sparen sie Energie, um die insektenarme Zeit zu überstehen. Während der "Schlafphase" leben sie oft in großen Kolonien zusammen, die aus vielen tausend Tieren bestehen können. Sie hängen dann kopfüber zusammen, in Höhlen oder auf Dachstühlen und halten nicht selten engen Körperkontakt um Wärmeenergie zu sparen.
Das einzelne Tier wird, in unseren Breiten, je nach Art, maximal 8 cm groß.

Die Sinne der Fledermäuse sind perfekt an ihren Lebensrhythmus angepasst. Sie sind nächtliche Jäger. Deshalb ist ihre Sehfähigkeit fast verkümmert. Dagegen besitzen sie eine ausgezeichnete Nase und ein noch viel besseres Gehör. Auf diesem basiert auch ihr gesamtes Orientierungsvermögen. Sie navigieren im Flug mit Hilfe von Echoortung. Eine Fledermaus stößt bis zu 100 Schreie pro Sekunde aus. Die Schreie sind sehr laut - bis zu 120 Phon, was einem Presslufthammer an lautstärke gleichkommt -, allerdings bewegen sich diese Schreie im Ultraschallbereich, sodass sie für den Menschen nicht hörbar sind. Mit Hilfe der von der Umgebung reflektierten Schallwellen bildet sich für die Fledermaus über ihre Ohren eine Art Hörbild, durch das sie Hindernisse und Beute in der Nacht orten kann. Sogar ein 0,1 mm dünner Draht kann damit entdeckt und umflogen werden.
Fledermäuse sind hervorragende Flieger. Ihre Wendigkeit im Flug wird von kaum einem Vogel übertroffen. Je nach Art können sie zwischen 15 und 50 Km/h Fluggeschwindigkeit erreichen.

Leider sind die Fledermäuse bei uns in ihrem Bestand stark bedroht. Der Mensch hat sie nach und nach ihres Lebensraums und ihrer Nahrungsgrundlage beraubt.
Die Häuser, die früher über viele Öffnungen und dunkle Nischen in den Dachstühlen verfügten, sind heute abgedichtet. Die Forstwirtschaft bereinigt die Wälder um abgestorbene Bäume mit ihren für Fledermäuse so wichtigen Baumhöhlen (wenn es sich nicht gerade um einen ökologisch bewirtschafteten Wald handelt). Die Insektizide in der Landwirtschaft töten massenhaft die Nahrungsquelle der Fledermaüse, die Insekten.
Hinzu kommt, dass der Schutz der Tiere durch das schlechte Image, das sie geniessen, erschwert wird. Über Jahrhunderte hinweg dichtete der Aberglaube den Fledermäusen magische, meist dunkle okulte Kräfte an, vermutlich wegen ihrer erstaunlichen Fähigkeit bei völliger Dunkelheit noch fliegen zu können. Relikte dieses schlechten Images stecken heute noch in vielen Köpfen, sodass nicht selten das Bewusstsein fehlt, dass es sich um schützenswerte Tiere handelt. Dabei wird leider vergessen, dass es sich um durchaus sehr nützliche Tiere handelt! Nachts fliegen keine Vögel, bis auf Eulen. Die Fledermäuse sind daher die einzigen fliegenden Insektenjäger bei Nacht.
Abgesehen davon ist es natürlich immer wünschenswert eine Art zu erhalten, und ganz besonders dann, wenn es sich um so ungewöhnliche Arten handelt wie fliegende Säugetiere.