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Indianer drohen Lulas Wassserkraftplänen mit Krieg

Während sich Brasiliens Staatspräsident Lula da Silva auf zum G8-Gipfel nach Europa machte, trafen sich Anfang Juni im brasilianischen Amazonasstaat Pará über 100 Häuptlinge und Repräsentanten von 12 indigenen Völkern, um gegen Lulas Wasserkraftprojekt Belo Monte zu demonstrieren. "Unser Kriegsgeschrei steckt uns bereits in den Kehlen", warnten die Häuptlinge.

Trotz der seit Jahrzehnten bekannten negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen von Großstaudammprojekten in Amazonien will die brasilianische Regierung drei neue Wasserkraftwerke, Jirau (3.300 MW) und Santo Antonio (3.150 MW) am Rio Madeira in Rondônia sowie das Staudammprojekt Belo Monte (5.500 MW) am Rio Xingu in Pará durchsetzen. Diese Kraftwerke, seien notwendig für das angestrebte Wirtschaftswachstum sowie zum Schutz des globalen Klimas, argumentiert die Regierung Lula. Dass dabei der zentrale Lebensraum von über einem Dutzend Indigenen Völkern faktisch zerstört wird, spielt bei den energiepolitischen Plänen bisher eine untergeordnete Rolle.

Doch das wollen die Häuptlinge der Völker wie den Asurini, Apinajé, Tembé oder den Kayapó nicht länger hinnehmen. "Wir sind total gegen Belo Monte", formulierten sie einstimmig bei ihrem Treffen in Altamira. "Der Rio Xingu repräsentiert unser Leben, und sein Tod bedeutet unseren Tod, den Tod unserer Zukunft, unserer Verwandten, unserer Kinder und Enkel. Jegliche Veränderung das Xingu, die seinen Fischreichtum und das Wild an seinen Ufern ausrottet, bedroht tiefgreifend unsere Erde und unsere Gesundheit."

Bereits 1989 hatten sich die Indianervölker des Xingu unter der Führung der Kayápo-Häuptlings Paulinho Paiakan in Pará zu einem lautstarken Protest gegen das damals von der Regierung José Sarney unter dem Namen Kararaô geplante Wasserkraftprojekt versammelt.

Damals blickte die Welt, alle großen Fernsehstationen nach Altamira, weshalb die brasilianische Regierung das Staudammprojekt wieder in der Schublade verschwinden ließ. Doch wo ist die Welt, sind die internationalen Medien heute, da das gleiche Projekt unter einem anderen Namen, Belo Monte, und unter einem anderen Präsidenten wieder das physische und kulturelle Überleben der Ureinwohner bedroht?

Norbert Suchanek

Journalist und Autor
Internet: www.norbertsuchanek.org
E-Mail: norbert.suchanek@online.de