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Japans makabrer „Kuhhandel“ um die Wale

Anfang Februar hat Japan in den Meeresschutzgebieten der Antarktis den Walfang erneut aufgenommen. Als Sinnbild der Ungeheuerlichkeit ging ein Foto um die Welt: Es zeigt, wie eine Zwergwalmutter und ihr Junges über eine Rampe ins Innere eines Walfangschiffes gezerrt werden. Japan ist sich bewusst, wie brisant dieser Walfang in der Antarktis ist, und bietet der Internationalen Walfangkommission (IWC) auf der diesjährigen Tagung in Santiago de Chile einen „Kuhhandel“ an. Die Japaner wollen auf einen Teil ihrer selbst bestimmten Fangquote in der Antarktis verzichten, wenn sie im Gegenzug die Erlaubnis erhalten, Wale vor den eigenen Küsten zu töten.

Mit wachsender Besorgnis beobachtet OceanCare innerhalb der IWC die Tendenz zur schrittweisen Legalisierung des Walfangs. Sollte die Walfangkommission Ende Juni auf Japans Vorschlag eingehen, würde dies das internationale Walfangverbot durch die Hintertür faktisch aus den Angeln heben und der willkürlichen Jagd auf Wale Tür und Tor öffnen. Denn noch ist eine Einigung der Mitgliedstaaten hinsichtlich der Rahmenbedingungen für eine kontrollierte Nutzung der Meeressäuger nicht in Sicht — und es bestehen auch keinerlei Sanktionsmöglichkeiten zur Ahndung von Verstössen gegen das weltweite Walfangverbot, das seit 1986 in Kraft ist.

Gegen Japans unverfrorene Ausweitung des Walfangs engagiert sich OceanCare auch auf der Internationalen Walfangkonferenz. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass Walfangaktivitäten streng kontrolliert und Verstösse rigoros geahndet werden. Bereits 2006 hatte die Schweizer Organisation der IWC eine Studie unterbreitet, die aufzeigt, wie schlecht die Kommission hinsichtlich der Sanktionierung von Vertragsbrüchen im Vergleich zu internationalen Umwelt- und Fischereiabkommen abschneidet.

Ein weiterer Schwerpunkt des Engagements von OceanCare auf der Walfangkonferenz betrifft die Schadstoffbelastung der Wale. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Japan das Fleisch aus seinem pseudo-wissenschaftlichen Walfang kommerziell nutzt. Durch diese Rechnung ziehen Umweltschutzorganisationen einen Strich: Seit 1997 untersucht OceanCare mit Partnerorganisationen japanische Walfleischproben auf Schadstoffe. Die Resultate sind erschreckend und haben die Nachfrage nach der „Delikatesse“ in Japan stark eingedämmt. Eine Untersuchung von OceanCare und Environmental Investigation Agency aus dem Jahr 2006 wies beispielsweise Quecksilberanteile im Walfleisch nach, welche bis zu zweihundertfünfzig Mal höher sind als die in Japan zugelassenen Maximalwerte. Daraufhin entfernte eine japanische Supermarktkette das Walfleisch aus den Regalen ihrer 3.000 Filialen. Als die japanischen Walfänger Anfang dieses Jahres erneut zur Jagd auszogen, waren die Kühlhäuser noch mit dem Fang des Vorjahres gefüllt. Mit dieser Strategie will OceanCare erreichen, dass sich der Walfang über kurz oder lang nicht mehr lohnt.

In Chile wird den Mitgliedern der IWC ein „White Paper“ (Zusammenfassung des „White Paper“ als PDF) ausgehändigt, an dem auch OceanCare beteiligt ist. Es soll die Delegierten über das gifthaltige Walfleisch informieren und deutlich machen, wie wichtig das Thema für die Sicherheit der Lebensmittel ist. Parallel dazu wird OceanCare auch innerhalb der  Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Schadstoffbelastung der Meeressäuger aufmerksam machen.

Das zähe Ringen um den Schutz der bedrohten Meeresgiganten hält an. OceanCare, seit 1992 die einzige Schweizer Nichtregierungsorganisation auf der Internationalen Walfangkonferenz, setzt das Engagement unvermindert fort — selbstverständlich auch vor Ort in Santiago de Chile vom 23. bis 27. Juni. Über den Verlauf der Verhandlungen informiert OceanCare dann täglich im IWC-Blog.

Weitere Informationen

OceanCare, Sigrid Lüber, Postfach 30, CH-8820 Wädenswil

Telefon +41 (0) 44 780 66 88
Mobil  +41 (0) 79 475 26 87

http://www.oceancare.org/
slueber(at)oceancare.org

Über OceanCare

OceanCare setzt sich seit 1989 für den Schutz der Meeressäuger und der Ozeane ein. Jagd, Lärm, Überfischung und Zerstörung der Ökosysteme bedrohen die Zukunft der Tiere — und auch unsere. Mit konstruktiven Massnahmen wie Forschungsprojekten und Umweltbildungskampagnen sowie dem Engagement im Bereich der Gesetzgebung und in internationalen Foren verschafft sich OceanCare weit über die Landesgrenzen Gehör und setzt Verbesserungen durch. Bei all ihren Aktivitäten strebt OceanCare eine lösungsorientierte Zusammenarbeit an. Denn: Was uns alle angeht, können wir nur gemeinsam lösen.