Der Einsatz genetisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft verfolgt wohl nach wie vor das primäre Ziel, mit Hilfe resistenterer und ertragreicherer Pflanzen die Ernteerträge zu steigern. - Sicher kein falscher Gedanke angesichts der massiven Nahrungsmittelknappheit in großen Teilen der Dritten Welt. Eine Weizenart, die gegenüber der Trockenheit einer Halbwüste und am besten noch gegen den Hunger gefräßiger Heuschreckenschwärme resistent ist, wäre sicher der Traum vieler Afrikanischer Bauern.
So klar wie die Vorteile solcher Superpflanzen auf der Hand liegen, so unklar sind die möglichen Risiken, die von ihnen ausgehen. Wie verändern die neuen Gene die der natürlichen Pflanzen? Was passiert, wenn der neue Schöpfer Mensch mit seinem doch sehr gegrenzten Weitblick in die alten komplexen Ökosysteme eingreift?
Natürlich greift der Mensch schon seit Jahrtausenden in die natürlichen Ökosysteme ein. Am Anfang legte er vielleicht einen Bewässerungsgraben für sein Feld an. Später begann er Pflanzen und Tiere zu züchten, selektierte und kreuzte sie nach seinen Wünschen und griff somit in den Ablauf der natürlichen Evolution ein.
Die heutige industrialisierte Landwirtschaft verändert auf verschiedenste Weise die Umwelt.
- Die intensive Nutzung des Bodens führt durch die Bearbeitung mit schweren Maschinen zu großflächiger Bodenverdichtung.
- Um neue landwirtschaftliche Flächen zu schaffen wurden - und werden immer noch - große Mengen Wald gerodet. Bodenerosion ist eine der schwerwiegenden Folgen.
- Große Mengen an Dünger und Pestiziden werden ausgebracht, wodurch sich in den Böden Schwermetalle und andere Schadstoffe anreichern, die in die Nahrungskette gelangen. Zusätzlich wird der Lebensraum vieler Tierarten eingeschränkt oder gänzlich zerstört.
- Der Dünger verunreinigt auch die Wasserkörper: Das Grundwasser wird durch Stickstoffdünger mit Nitrat belastet, Oberflächenwässer wie Seen eutrophieren, durch den hohen Eintrag der aus der Landwirtschaft ausgewaschenen Nährstoffe.
- Durch die intensive Tierhaltung werden große Mengen an (Verdauungs-)Gasen in die Atmosphäre eingebracht, die den Treibhauseffekt und die Zerstörung der Ozonschicht fördern. Als Beispiel sei hier N2O (Lachgas) genannt, ein Nebenprodukt bei der Verdauung von Wiederkäuern, das zum einen ein starkes Treibhausgas ist zum anderen in höheren Atmosphärenschichten mit dem Ozon reagiert und dieses somit abbaut. Als Produkte der Reaktion mit Ozon entstehen Stickstoffverbindungen, die weiterreagieren und als Saurer Regen zur Erde zurückkehren. N2O ist, einmal in die Atmosphäre eingebracht, dort zudem sehr langlebig. Es kann bis zu 100 Jahre lang seine zerstörerische Wirkung ausüben.
(Stickstoffkreislauf)
Aber wie kann die Gentechnik diese Belastungen reduzieren?
Die Rechnung ist einfach: Verfügt man über Pflanzen, die gegen Schädlinge wie z.B. bestimmte Pilze, resistent sind, muss man weniger Pflanzenschutzmittel ausbringen. Dadurch sinkt die Bodenbelastung durch diese Mittel. Ebenso verringert sich der Maschineneinsatz, wodurch der Bodenverdichtung entgegengewirkt wird. Zudem werden die Lebensmittel weniger chemisch belastet, was der Umwelt und dem Verbraucher zu gute kommt.
Die gleiche Rechnung lässt sich für den Düngeraustrag durchführen: Verfügt man über Pflanzen, die genetisch ertragreicher gemacht worden sind, kann Dünger gespart werden und die Umwelt wird entlastet.
Ein anderer Ansatz in der Gentechnik, kann aber auch zur Mehrbelastung der Umwelt führen. Zielt man darauf ab, Pflanzen zu erschaffen, die gegen die aggressiven Schutzmittel resistent sind, um dann mit dem Gift nur noch die Schädlinge zu beseitigen, können durch den Einsatz dieser starken Pestizide auch viele Nichtschädlinge mitvernichtet werden.
Ob die Gentechnik also ein Segen oder ein Fluch für den Planeten und den Menschen wird, lässt sich noch schwer sagen. Sie ist eine Chance aber birgt sicher auch viele Gefahren, vor allem solche, die der Mensch zu seinem jetzigen Wissenstand noch nicht abschätzen kann.
Ob der Einzug der genetisch veränderten Organismen in die Umwelt aber überhaupt noch zu stoppen ist, ist sehr fraglich. Schon heute gibt es kaum noch Soja- oder Mais-Saatgut, das keine Spuren von genetisch verändertem Material in sich trägt.
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