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Menschenaffen

Bald «Out of Africa»?

Menschen gibt es sechs Milliarden. Ihre nächsten Verwandten könnten schon bald aus ihren natürlichen Lebensräumen vollständig verschwunden sein.

Fünf Spezies von Menschenaffen ('Great Apes') leben derzeit noch auf der Erde, vier davon im tropischen Afrika. Nur Pongo pygmäus, der Orang Utan, ist in Asien zuhause. Alle Arten gelten als gefährdet.



Gorilla: seltene Unterart

Wie gefährdet sie sind, zeigen aktuelle Zahlen: Von einer der beiden Unterarten des Westlichen Gorilla (Cross River Gorilla, Gorilla gorilla diehli) gibt es nur noch 200 bis 250 Individuen. Die Tiere leben in der Grenzregion zwischen Nigeria und Kamerun nördlich ihrer nahen Verwandten, der Westlichen Tiefland-Gorillas (Gorilla gorilla gorilla), von denen es noch etwa 90.000 Tiere geben soll.
Von den Östlichen Gorillas (Gorilla beringei) gibt es ebenfalls zwei Unterarten: Der Berggorilla (Gorilla beringei beringei) lebt im Bwindi Impenetrable Forest in Südwest-Uganda und an den Virunga-Vulkanen im Dreiländer-Eck zwischen Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo — zusammen nicht viel mehr als 600 Individuen. Die zweite Unterart, Grauers Gorilla (Gorilla beringei graueri), gibt es verstreut im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Genaue Zahlen sind derzeit nicht bekannt.
Für die Unterscheidung zweier echter Arten (Östlicher und Westlicher Gorilla) spricht eine relativ große genetische Abweichung, etwa vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse. Dennoch bleiben viele Forscher nach wie vor dabei, beiden nur den Status von Unterarten zuzubilligen.

Schimpansen und Bonobos

Schimpansen (Pan troglodytes) leben derzeit wahrscheinlich noch in 21 Ländern. Es gibt vier Unterarten. Die häufigste ist der in Ostafrika lebende Pan troglodytes schweinfurthii mit schätzungsweise zwischen 75.000 und 118.000 Individuen. Weiter westlich kommen die Unterarten troglodytes (47.000 bis 78.000 Individuen), vellerosus (4.000 bis 6000) und verus (19.000 bis 30.000) vor.
Die kleineren Bonobos (Pan paniscus) galten bis in die 30er Jahre als Schimpansen-Unterart. Sie leben im Kongo-Becken südlich des Kongo-Flusses. 30.000 bis 50.000 soll es noch geben.

1:30.000

Selbst der Schimpanse, die am weitesten verbreitete und häufigste Art ist damit 30.000 mal seltener als sein Vetter namens Homo sapiens. Den gibt es auf allen fünf Kontinenten, mit etwa sechs Milliarden Individuen.

Tom Butynski, anerkannter Experte für den Schutz von Menschenaffen, schrieb im Jahr 2000 im Umweltmagazin «Africa — Environment and Wildlife», vor allem die kommerzielle Jagd gefährde die Populationen. Durch Straßen und Rodungen würde Jägern der Zugang zu vormals unerreichbaren Gegenden ermöglicht. Und obwohl die Menschenaffen-Arten in sämtlichen Staaten ihres Verbreitungsgebietes geschützt sind, habe die Jagd in den 90er Jahren stark zugenommen. Hinzu komme der ständige Verlust von Lebensraum durch Abholzung und Urbarmachung.

Zweifel am Öko-Tourismus

Butynski sieht auch das Konzept, Schutzprojekte durch Tourismus zu finanzieren, kritisch. Vor allem von Menschen übertragene Krankheiten können im schlimmsten Fall ganze Populationen ausrotten. Beispiele sind Ausbrüche von Lungenentzündung in einer Gorilla-Gruppe 1990, die 26 von 35 Tieren befiel oder Ebola-Epidemien 1992 und 1994, die an der Elfenbeinküste 20 von 40 Tieren der dort von Wissenschaftlern ständig begleiteten Gruppe das Leben kosteten. Derzeit gibt es bei Berggorillas Probleme mit Reude, einer Hautkrankheit.
Radikale Naturschützer fordern, den Menschenaffen auch die minimalen Menschenrechte wie Recht auf Leben und persönliche Freiheit zuzugestehen. Das «Great Ape Project» und die «Declaration of Great Apes» sind die bekanntesten Beispiele für solche Initiativen.

Unsichere Aussichten

Die Menschenaffen sind gefährdet; zwei Gorilla-Unterarten gelten offiziell als «kritisch bedroht». Die derzeitigen Schutzmaßnahmen haben lediglich geholfen, das Datum des völligen Verschwindens der ersten Unterart herauszuzögern, glauben die Fachleute. Viel wird in der Zukunft von der Bevölkerungs-Entwicklung und den politischen Verhältnissen in den Heimatregionen der Tiere abhängen, und auch vom politischen Willen, den nächsten Verwandten des Menschen eine Zukunft in ihrer Heimat zu ermöglichen.
Quelle: 2002 NZ Netzeitung GmbH