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Nichts produziert — trotzdem damit Geld gemacht

Ende letzten Jahres haben sich die EU-Umweltminister verbindlich auf die Einführung des Emissionshandel ab 1. Januar 2005 geeinigt. Der lokale Kölner Energielieferant GEW Rheinenergie hat jetzt vorgemacht, wie der Handel funktioniert.

Etwas gegen bares Geld zu verkaufen, was es zum einen nicht gibt und was zum anderem auch niemand gehört. Das ist der sogenannte Emissionshandel, der ab Januar 2005 die Umweltbelastung durch Abgase deutlich verringern soll. Der kommunale Energieversorger GEW Rheinenergie hat jetzt 50.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) verkauft, die durch den Neubau eines Kraftwerks später einmal eingespart werden sollen.

Dass Handlungsbedarf bei den jährlich steigenden Mengen an CO2 besteht, ist unbestritten. Schließlich werden neben den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) vor allem den natürlichen Treibhausgasen Kohlendioxid CO2, Wasserdampf (H2O), Methan (CH4) sowie Distickstoffoxid (N2O) die Erwärmung des Klimas zugeschrieben. Die weltweiten CO2-Emissionen betragen mittlerweile rund 25 Mrd. Tonnen pro Jahr. Weit mehr als die Hälfte stammt aus den westlichen Industrienationen. So liegt der umgerechnete pro Kopf-Ausstoß in Deutschland bei ca. 15 Tonnen pro Jahr — in Entwicklungsländern nur jedoch bei 0,5 bis 3 Tonnen pro Jahr.

Obwohl das Konzept des Emissionshandels bereits Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelt und Mitte der 1970er Jahre erstmals Schwefeldioxid in den Vereinigten Staaten von Amerika realisiert wurde, blieb dieses Instrument zur Verringerung der Abgase in Europa lange Zeit auf die Wissenschaft beschränkt. Nach der Klimakonferenz in Kyoto 1997 wurde dann dieser Handel als Instrument ermöglicht und rückte somit auch in das öffentliche Interesse. Mit diesem Handel sollen Unternehmen, die künftig weniger Abgase ausstoßen als die Grenzwerte es vorsehen, mit Geld belohnt werden. Diese Unternehmen können nämlich die „nicht genutzten“ Emissionsmengen an diejenigen Unternehmen veräußern, die technisch oder aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, umweltfreundlicher zu produzieren.

Und genau das hat GEW Rheinenergie bei einer Auktion des Umweltministeriums Hessen gemacht: für 6,58 EUR würde die Tonne Kohlendioxid (CO2) versteigert. Somit kamen bei dem Verkauf von 50.000 Tonnen rund 330.000 EUR zusammen. Der Käufer war die Deutsche Ausgleichsbank. Diese wird ab 2005 europaweit und ab 2008 weltweit diese und andere Abgaskontingente an andere Unternehmen verkaufen. Nach und nach, so hoffen die Unterzeichner des Kyoto-Protokolls, wird auf diese Weise der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert. Nur es wird der Zeitpunkt kommen, an dem dieser Handel so nicht mehr funktionieren kann. Dann werden alle Grenzwerte eingehalten werden — neue Grenzwerte müssen geschaffen werden. Eine dauerhafte Reduzierung der Treibhausgase ist gewährleistet.

Aber keiner ist darauf angewiesen, auf eine Reduzierung seitens der Unternehmen zu warten. Schließlich kann jeder den eigenen CO2-Ausstoß beeinflussen: weniger Fahrten mit dem Auto, eine Reduzierung der geheizten Innentemperatur der Wohnung oder Senkung des Stromverbrauchs sind nur einige Beispiel für die private Reduzierungsmöglichkeiten an Treibhausgasen. Auf den Webseiten des Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien gibt es auch einen interaktiven Rechner, der genau anzeigt, wer wie viel CO2 produziert. Und als Bonus wir berechnet, wie viel Fichten als Ausgleich für diese Emission angepflanzt werden müssten.