Über die Autorinnen:
Kej Hielscher war zunächst als Schauspielerin tätig, bevor sie in London Garden-Design studierte. Sie ist Mitbegründerin der “Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur†in Hamburg.
Renate Hücking studierte in Frankfurt/Main Literaturwissenschaften. Sie arbeitete lange als Fernsehjournalistin und verfasste mehrere Sachbücher (u.a. über die Geschichte des Hamburger Hafens). Inzwischen ist sie freie Autorin und betreut die von der “Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur†herausgegebene Zeitschrift.
Kaum jemand macht sich heutzutage Gedanken darüber, woher uns inzwischen so vertraute Pflanzen wie Fuchsien, Pelargonien, Lilien, Orchideen oder Kakteen ursprünglich kamen und vor allem, wer sie nach Europa brachte. Diese Wissenslücke wird zumindest teilweise durch das Buch von Kej Hielscher und Renate Hücking geschlossen. Auf sehr anschauliche und spannende Weise präsentieren sie die Lebensgeschichte von acht deutschen Naturforschern.
Chronologisch geordnet werden wir durch drei Jahrhunderte voller Abenteuer und wissenschaftlicher Entdeckungen geführt. Dabei helfen auch die eingebauten Zitate, die u.a. aus Briefwechseln der Forscher mit Auftraggebern und Familienmitgliedern stammen, sowie anschauliche Zeichnungen und Fotos.
Während Kej Hielscher uns mit dem Leben von Alexander von Humboldt, Adelbert von Chamisso, Phillipp Franz von Siebold sowie Georg Schweinfurth bekannt macht, stellt Renate Hücking Paul Hermann, Amalie Dietrich, Wilhelm Micholitz und Curt Backeberg vor.
Die Lektüre macht einem klar, dass die Forscher nicht durch die eigene Geldgier motiviert wurden, die oft lebensbedrohlichen Exkursionen durchzuführen. Alexander von Humboldt beispielsweise investierte sein ganzes Vermögen in seine Forschungsreisen und Publikationen, und Wilhelm Micholitz beklagte sich regelmäßig bei seinem Auftraggeber über die unzureichende Finanzierung seiner Pflanzenjagden. Auch wenn der mögliche Gewinn bei den Organisatoren solcher Exkursionen sicherlich im Vordergrund stand, waren die Pflanzenjäger hauptsächlich durch ihren Wissensdurst und dem Wunsch angetrieben, noch unbekannte Pflanzen zu entdecken und lebend nach Europa zu bringen.
Aber nicht nur die Gefahren für die Pflanzenjäger und deren wertvolle Beiträge für Wissenschaft und Gartenkultur werden geschildert, sondern auch die negativen Seiten ihrer Leidenschaft. Besonders deutlich wird dies bei den Orchideenjägern um Wilhelm Micholitz. Diese fällten nicht nur auf der Suche nach neuen Arten zahlreiche Urwaldriesen, sondern brannten ganze Landstriche nieder, um ihren Konkurrenten keine Chance zu bieten, ebenfalls reiche Beute zu machen.
Erschreckend ist auch die enorme Zahl der Pflanzen, die von den Forschern gesammelt und verschifft wurden. Besonders, da nur ein Bruchteil von ihnen die Überfahrt lebend überstand.
Leider ist aber die Qualität von Renate Hückings Arbeit zu bemängeln. Für eine ausgebildete Journalistin sind ihre Texte erstaunlich ungeordnet. Anstatt chronologisch durch das Leben der einzelnen Forscher zu führen, springt sie oft wild hin und her, so dass der Leser bald den Überblick verliert. Ihre Sprache ist viel zu dramatisierend und romantifizierend. Auch berichtet sie oft über andere Personen und Ereignisse, anstatt sich dem betreffenden Forscher zu widmen. Besonders drastisch ist dies in dem Kapitel über den Orchideenjäger Wilhelm Micholitz, in dem Hücking mehr über dessen Arbeitgeber, den Orchideenhändler Frederik Sander, berichtet als über Micholitz selber.
Trotzdem ist das Buch sehr packend und genauso kurzweilig wie informativ.
Kurzinformation
Kej Hielscher/Renate Hücking:
Pflanzenjäger. In fernen Welten auf der Suche nach dem Paradies
Gebunden, 263 Seiten mit 64 Abbildungen, Piper Verlag München 2002
Preis: 19,90 Euro
ISBN: 3492044247
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