Der Gebrauch von Geschossen hergestellt mit Uran 238 verletze mehrere Prinzipien des internationalen Menschenrechts und habe unverantwortbare Langzeitfolgen für Mensch und Umwelt, so die internationale Kampagne zur Ächtung der Uran-Waffen (International Campaign to Ban Uranium Weapons - ICBUW). Das vergangenen April vom costaricanischen Parlament verabschiedete und jetzt auch von Präsidentin Laura Chinchilla unterschriebene Gesetz verbietet Gebrauch, Handel, Transport sowie Produktion und Aufbewahrung dieser vor allem von den USA verwendeten Geschosse.
Uran 238 ist ein giftiges und radioaktives Schwermetall. Dieses so genannte "abgereicherte Uran" fällt in großen Mengen bei der Anreicherung von Uran 235 zur Kernbrennstoffproduktion an und findet sich auch zusammen mit Plutonium und dem in der Natur nicht vorkommenden Uran 236 in abgebrannten Atombrennstäben. Geschosse hergestellt mit abgereichertem Uran durchbohren Panzer wie Butter. Die Uran-Munition entzündet sich im Innenraum, die Panzercrew verbrennt, der Panzer explodiert und unzählige radioaktive, giftige Mikropartikel werden in die Luft geschleudert: Die 1991 im Irak-Krieg von den USA erstmals in großen Mengen eingesetzten Uran-238-Geschosse hatten einen durchschlagendem Erfolg allerdings mit katastrophalen "Kollateralschäden".
Eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen erzeugt der radioaktive Staub der verschossenen Uranmunition schwerste Erkrankungen, Krebs, Erbgutdefekte und Missbildungen bei Neugeborenen, so die Erfahrungen von irakischen und deutschen Ärzten. Betroffen sind nicht nur die in den Kriegsgebieten lebende Zivilbevölkerung, sondern ebenso die Uran-Waffen einsetzenden Soldaten selbst.
"Jegliches Schlachtfeld oder Truppenübungsplatz auf dem Armeen Uran-Geschosse einsetzen, wird für 4,5 Milliarden Jahre verseucht sein", warnt Damacio A. Lopez, Direktor des Internationalen Forschungsteams für Abgereichertes Uran (International Depleted Uranium Study Team - IDUST). Etwa drei Viertel des Schwermetalls verwandelt sich beim Aufprall in Staub. Seit 1985, als er erfuhr, dass die US-Armee Uran-Waffen in nur zwei Kilometer Entfernung von seinem Heimatort in Socorro, New Mexiko testen, erforscht Lopez weltweit die Folgen dieser Munition und setzt sich für eine globale Ächtung dieser Waffengattung ein.
Das Problem der Geschosse sei aber nicht nur abgereichertes Uran. Geschosse hergestellt mit Uran 238, das aus abgebrannten Atombrennstäben stamme, enthalte ebenso das noch gefährlichere Plutonium, erläutert er. Nichtsdestoweniger setzten Nato-Truppen Uran-Munition nachweislich im Kosovo und in den Golfkriegen ein. Auch gibt es Hinweise für Einsätze in
Afghanistan, im Libanon und in Somalia möglicherweise auch auf Truppenübungsplätzen in Deutschland. "Mehr als 18 Länder besitzen diese Waffen", weiß Damacio Lopez. USA und das Vereinigte Königreich verwendeten sie regelmäßig.
Ende Mai war der IDUST-Chef in Rio de Janeiro beim Ersten Internationalen Uranium Film Festival, wo der auf seinen Forschungen und Erfahrungen basierende Dokumentarfilm
"Uranium 238: The Pentagon's Dirty Pool" von Pablo Ortega über Uran-Munition als bester Kurzfilm ausgezeichnet wurde. Lopez nahm den Preis zusammen mit der ICBUW-Lateinamerikakampaignerin und Mitarbeiterin des Friedenszentrums von San Jose, Isabel Macdonald, im Namen des costaricanischen Filmregisseurs Ortega entgegen. Isabel Macdonald: "Der Gewinn des Uranium Film Festival-Preises von Rio de Janeiro wird uns helfen, ein internationals Abkommen zum weltweiten Verbot der Uran-Waffen zu erreichen."
Artikel auf bandepleteduranium.org mit Link zu YouTube-Videos von Uranium 238: http://www.bandepleteduranium.org/en/a/409.html
Norbert Suchanek
Journalist und Autor
Internet: www.norbertsuchanek.org
E-Mail: norbert.suchanek(at)online.de