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Reaktion der Hobbyimker zum Bienenvolksterben in B-W. und Bayern

Offener Brief an den Landwirtschaftsminister in Baden- Württemberg

„Stellen Sie sich vor, sie fahren mit dem Auto übers Land und sehen hunderte toter Kühe auf einer Weide liegen. Jeder normal denkende Mensch würde sofort die Polizei verständigen, Medien und Nachrichten würden berichten. Wissenschaftler würden eifrig nach dem Grund für den Massentod forschen. So ist die Situation bei den Bienen. Es gibt Millionen und Abermillionen von Leichen, aber es gibt keine Polizei und keinen Aufschrei.“

Landesverband Württembergischer Imker 8.8.08

An den Minister des MLR

Sehr geehrter Herr Minister Hauk,
mit Entsetzen müssen wir Imker zur Kenntnis nehmen, dass das Bienensterben vom Frühjahr jetzt seine Fortsetzung findet.
Es ist doch völliger Irrsinn, jetzt mit dem Mittel „Biscaya“ den Mais gegen den Maiswurzelbohrer zu spritzen! Die Maispollen sind um diese Jahreszeit die wichtigste Pollenquelle unserer Bienen. Die ausgeräumte Landschaft bietet sonst nichts. Das müsste doch Ihrem Ministerium bekannt sein.
Es kann doch nicht sein, dass wir Imker schon wieder Opfer der verfehlten Agrarpolitik des MLR´s sind.
Wenn Ihr Ministerium unbedingt die Imkerei beseitigen möchte, sind Sie auf dem besten Weg dazu. Dann machen Sie das aber auch öffentlich bekannt und heben nicht in Ihren Sonntagsreden die besondere Bedeutung der Imkerei für die Landwirtschaft und als wichtiger Indikator für eine intakte Umwelt hervor.
Das Sterben der Honigbienen ist ja nur die Spitze des Eisberges. Auch alle anderen Insekten sind davon betroffen.
Ist Ihnen die „Poncho pro Katastrophe“ nicht Warnung genug?
Es ist doch seitdem klar, dass das flächendeckende Ausbringen von Nervengiften unübersehbare Folgen für das Ökosystem hat, deren Langzeitfolgen niemand einschätzen kann. Wie ungenau die Kenntnisse über die Wirkung dieser Mittel tatsächlich ist, hat sich in diesem Frühjahr ja deutlich gezeigt.

Wir Imker fordern zum wiederholten Male, wie schon im Brief der beiden Landesverbände vor einigen Wochen an Sie, der bis heute ohne Antwort blieb, ein völliges Verbot dieser Insektizide und ein Umdenken in der Landwirtschaft.
Dafür sind Sie und Ihr Ministerium zuständig. Sie als Minister haben die Pflicht, sich zum Wohle unseres Volkes einzusetzen. Diese Pflicht haben Sie in den oben genannten Punkten eindeutig vernachlässigt.
Ihr Ministerium muss nach der Maxime handeln:“ Fruchtfolge vor Gifteinsatz“.
Wenn Mais im Rahmen eines Fruchtwechsels nur alle 2 Jahre angebaut würde, hätten die Larven des Maiswurzelbohrers im 2. Jahr nichts zu fressen und würden eingehen.
Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Sie mit dem Einsatz von Gift diesen Schädling vernichten können. Das haben andere Staaten schon jahrelang ohne Erfolg versucht.
Nur Ihr Ministerium kann dies unterbinden und einen Fruchtwechsel anordnen.
Unsere Bienen sind ein sehr empfindlicher Indikator für den Zustand unserer Umwelt. Durch deren massenhaftes Sterben muss auch dem Letzen klar sein, wie es um unsere Umwelt bestellt ist.
Machen Sie doch der Bevölkerung klar, in welche Richtung Ihre Agrarpolitik geht: in Richtung immer mehr Profit und damit schleichender Vergiftung der Umwelt, oder finden Sie eine Balance zwischen Profit und Ökologie. So wie Sie zur Zeit die Agrarpolitik betreiben geht dies eindeutig zu Lasten unserer Umwelt. Die Bevölkerung kann bei der nächsten Wahl zeigen, ob sie mit der jetzigen Politik der Landesregierung zufrieden ist.

Ulrich Kinkel
1. Vorsitzender des Landesverbandes Württembergischer Imker e.V.