Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Senkung des Ruß- und Ozonausstoßes bis zu 4,6 Millionen Menschen vor lebensverkürzenden Erkrankungen bewahren und dass die Erwämung der Atmosphäre durch den Treibhauseffekt bis zum Jahr 2050 um 0,2 bis 0,7 Grad Celsius geringer ausfallen könnte. Vorausgesetzt, es wird sofort etwas getan. Regierungen haben demnach einen doppelten Anreiz zu handeln. Sie könnten zugleich unmittelbar positive Gesundheitseffekte in ihren Ländern auslösen und beim Klimaschutz vorlegen — ohne auf Ergebnisse internationaler Klimaschutzverhandlungen zu warten.
Geringere Ruß- und Ozonemissionen versprächen „unmittelbare und multiple“ Nutzen, zitiert der Economist aus der UNEP-Studie. Sie ist ein Ergebnis von zehn Jahren Forschungsarbeit, die Klaus Töpfer als UNEP-Chef eingeleitet hat und die von seinem Nachfolger Achim Steiner vorangetrieben wurde. Töpfer, bis zum vergangenen Sommer stellvertretender Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung, wurde sich dem Magazinbericht zufolge der Folgen von Luftschadstoffen für Mensch und Umwelt bewusst, als 2001 sogenannte „Atmospheric Brown Clouds“ (ABC) für Beunruhigung sorgten. Diese riesigen Schmutzwolken aus Ruß, Methan, Ozon und anderen Stoffen verpesten insbesondere in Afrika und Asien die Luft. Sie sind unter anderem Folge der Verbrennung von Dung, mit dem viele Menschen in ärmeren Ländern heizen und kochen.
Würden ihnen modernere Öfen zur Verfügung gestellt, gingen die Ruß- und Ozonemissionen und die von ihnen ausgehenden Gesundheitsgefahren unmittelbar zurück — bei vergleichsweise geringem technologischen und finanziellen Aufwand und spürbarem Klimanutzen. Da einige ABC-Effekte auch regional wirken, bleiben zwischenstaatliche Abkommen zur Verbesserung der Luftqualität nötig. Laut Economist betreut UNEP inzwischen ein Dutzend solcher regionalen Partnerschaften. David Victor, Umwelt- und Energieexperte an der Universität San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien, argumentiert gegenüber dem Magazin, dass durch relativ schnelle Erfolge solcher regionalen Kooperationen zur Luftreinhaltung auch das Vertrauen in und die Ambitionen bei den internationalen Verhandlungen über die Reduzierung des Klimagases CO2 steigen könnten.
Nach Einschätzung einer Reihe von Klimaforschern, die der Economist zu Wort kommen lässt, ist indes noch unklar, ob weniger Ruß in der Luft tatsächlich zu einer geringeren Erderwärmung führt oder ob die Atmosphäre dadurch nicht sogar zusätzlich aufgeheizt wird. Verantwortlich dafür sei der Umstand, dass Ruß nie allein, sondern immer zusammen mit anderen Stoffen wie Stickstoff oder Schwefel ausgestoßen wird. Dieses Zusammenspiel begünstige die Wolkenbildung, wodurch mehr Sonnenstrahlen reflektiert werden — der Boden kühlt so zwar ab, die Atmosphäre heizt sich aber weiter auf. Da die kühle Bodenluft ihrerseits langsamer hochsteigt, bilden sich wiederum weniger Wolken. Durch solche Wechselwirkungen, schreibt das Magazin, könne niemand exakt sagen, wie die Reduzierung der Ruß-Emissionen sich wirklich auf das Klima auswirkt.
Die UNEP-Studie veranschlagt die durchschnittliche potenzielle Abkühlung der Atmosphäre durch weniger Ruß unter Berücksichtigung aller Wechselwirkungen auf eine Energieleistung von 0,3 Watt pro Quadratmeter. Zum Vergleich: CO2 hat die Atmosphäre den Angaben zufolge in den vergangenen Jahrzehnten um 1,7 Watt pro Quadratmeter aufgeheizt. 0,3 Watt weniger halten den Klimawandel nicht auf, können ihn aber verlangsamen. Drew Shindel, Klimawissenschaftler bei der US-Weltraumorganisation NASA und Hauptautor der UNEP-Studie, sagt, selbst wenn weniger Ruß in der Atmosphäre nicht so wirke wie in der Studie errechnet, machten parallele Bemühungen zur Verringerung der Ozonbelastung einen positiven Klimaeffekt wahrscheinlich.
Quelle: „Rat für Nachhaltige Entwicklung“, www.nachhaltigkeitsrat.de.