Mainz-Bretzenheim
Straffällig gewordene Jugendliche mit pädagogischen Betreuern und der Arbeitskreis Naturnahes Grün arbeiteten gemeinsam am Wochenende im Naturschaugarten Lindenmühle. Der Schaugarten ist ein ehrenamtliches Projekt der Lokalen AGENDA 21 in Mainz. Hier gibt es ausschließlich heimische Pflanzen zu sehen, z.T. sind sie vom Aussterben bedroht.
Karlheinz Endres vom Arbeitskreis befragte dazu zwei Betreuer der Jugendlichen.
Endres: Frau Tietjen, Herr Steinhardt, ist es wahr, dass Ihr "Ökoteam" mit straffällig gewordenen Jugendlichen arbeitet?
Tietjen: Ja, wobei es sich nicht nur Jugendliche handelt, sondern auch um Heranwachsende und junge Erwachsene. Sie werden von uns betreut, da sie vom Gericht auferlegte Arbeitsstunden ableisten müssen. Diese „Sozialstunden“ können auch in einem Kunst- oder Sportprojekt abgearbeitet werden.
Endres: Träger Ihrer Projekte ist der Internationale Bund / Kinder- und Jugendhilfe Mainz unter der Leitung von Ursula Schade. Was hat Ihre Einrichtung neben der Beaufsichtigung für sozialpädagogische Aufgaben?
Steinhardt: Vorrangig geht es um den Abbau der auferlegten Arbeitsstunden. Daneben aber auch Reflexion über die begangene Straftat, Entwicklung von Selbstvertrauen und sozialen Kompetenzen in der Gruppe sowie Sensibilisierung für Umwelt und Umwelterhaltung.
Endres: Welche Erfahrungen gibt es im Ökoteam?
Tietjen: Ganz vielfältige — mit den Teilnehmern und auch den Kooperationspartnern wie Naturverbände oder Umweltämter. Für die Jugendlichen ist die Arbeit voller „Aha!“-Erlebnisse. Die meisten sind Stadtmenschen. Sie haben wenig erlebt in der Natur. Wenn dann bei anderen Einsätzen beim Mähen ein Storch landet, die jungen Leute Kräuter probieren oder eine Blindschleiche in die Hand nehmen dürfen, das sorgt für bleibende Eindrücke.
Endres: Was tun die Jugendlichen hier im Schaugarten?
Steinhardt: Mit den ehrenamtlichem Erbauern, dem Arbeitskreis Naturnahes Grün, arbeiten wir im Bachlauf und im Teich. Das beschränkt sich aber nicht auf neue Uferbefestigung, hier gibt es auch viel zu beobachten. Beispielsweise die räuberischen Libellenlarven im Wasser und über dem Wasser die wendig fliegenden Libellen.
Endres: Frau Tietjen, Ihre Eindrücke vom Naturschaugarten?
Tietjen: Ich bewundere den Naturschaugarten schon länger! Er ist eine ökologische Nische für viele Lebewesen, da es hier nur heimische Pflanzen gibt. Unsere Teilnehmer und Betreuer können durch die Zusammenarbeit mit Ihnen nur profitieren und lernen. Mainz sollte unbedingt noch viel mehr mehr solcher Gärten haben!
Endres: Wir hoffen, dass die jungen Menschen hier schöne Eindrücke sammeln. Viele der Jugendlichen werden ja nie wieder straffällig und führen ein unauffälliges Leben. Wir würden uns freuen, wenn der nächste Besuch der Jugendlichen nur aus dem Interesse an der Natur erfolgt. Wir danken für die Unterstützung durch Ihr Ökoteam.
Infos: www.mainz-naturnah.de, Tel. 06131 35967, „Na Schau!“ - der Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz Bretzenheim, Mühlweg