Die Idee ist, Entwicklungsländer für die Erhaltung und Wiederaufforstung von Wäldern zu entschädigen. Das Geld bekämen bisher jedoch auch Besitzer von Palmöl- und Papierplantagen, denn nach der Klimarahmenkonvention erfüllen auch große Monokulturen die Definition von Wald. Dies fördere sogar noch den Waldverlust, kritisieren inzwischen viele Wissenschaftler. In Durban wird die Walddefinition dennoch kein Thema sein. Dr. Till Pistorius, Mitglied der deutschen Delegation, erzählt im NeFo-Interview, weshalb die bisherige Haltung der Klimapolitik nicht reicht.
Die Welt forstet auf für den Klimaschutz. Werbeslogan der Welternährungsorganisation FAO lauten, die in einem aktuellen Bericht auf die weltweite Zuwachsrate an Wald verweist. Und mit dem REDD+-Mechanismus sollen Entwicklungsländer künftig ihre Wälder zu Geld machen können. Einer der Hintergedanken dabei ist eigentlich eher die Erhaltung artenreicher Primärwälder.
Doch wie sich zeigt, hält auch die Aussicht auf baren Ausgleich die meisten waldreichen Länder nicht von der Umwandlung ihrer biologischen Schatztruhen ab. Bisher ist das auch nicht nötig, denn nach derzeitiger Walddefinition der Klimarahmenkonvention wären auch Papier- oder Palmölplantagen förderungswürdig. Und während durch riesige Aufforstungsprogramme die offizielle Verlustrate von Wäldern weltweit offiziell gesenkt werden konnte, wird im Namen des Klimaschutzes munter weiter gerodet. 150.000 km2 natürlichen Waldes gehen pro Jahr verloren, und mit ihm Schätze biologischer Vielfalt. Inwischen wenden sich verschiedene Initiativen internationaler Forschen gegen die Regelung.
„Was wir dringend brauchen ist eine Verzahnung der verschiedenen Naturschutzkonventionen der Vereinten Nationen." sagt Dr. Till Pistorius vom Institut für Forst- und Umweltpolitik der Universität Freiburg im NeFo-Interview. Gerade beim Thema REDD+ würde deutlich, dass Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt nicht getrennt behandelt werden können. Pistorius ist Mitglied der deutschen Delegation in Durban.
Hintergrundartikel „REDD+ und die biologische Vielfalt"
Interview mit Dr. Till Pistorius zur Frage, warum die Definition von Wald in Durban kein Thema ist.
Über NeFo
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