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Wasserkraftwerk statt Regenwald

Brasilien: Neuer Staudamm bedroht Jaguare und seltene Araukarien.

Südbrasiliens Araukarien, vom Aussterben bedroht.

Wenn es um Regenwaldabholzung und neue Staudämme geht, schaut die Welt meist nach Amazonien. Doch nun droht einem der wenigen, restlichen Atlantischen Regenwälder im Süden Brasiliens Ungemach von der Stromindustrie.

Konkret geht es um die Abholzung und Überschwemmung von 2000 Hektar Araukarienwald (Araucaria angustifolia) und 4000 Hektar nachgewachsener, so genannter Sekundärwald für das Staudammprojekt Barra Grande im Grenzgebiet zwischen Rio Grande do Sul und Santa Catarina. Hunderte von betroffenen Einheimische wehren sich bislang gegen die Zerstörung ihrer Heimat. Denn während der bereits 1999 genehmigte Damm zur Elektrizitätserzeugung mit seiner 180 Meter hohen Mauer praktisch vor der Vollendung steht und bereits zur Umsiedlung von rund 600 Familien geführt hat, wurde nun bekannt, dass die notwendige vorherige Umweltverträglichkeitsstudie gefälscht und der im Tal des Rio Pelotas vorhandene Araukarienwald einfach verschwiegen wurde. Denn dieses zum Atlantischen Regenwald gehörende Ökosystem ist vom Aussterben bedroht und eigentlich schon seit Jahren vom Gesetzgeber vor Abholzung geschützt. Nicht erwähnt waren auch die in dem Gebiet noch vorkommenden, seltenen Jaguare und mehrere andere bedrohte Tierarten sowie der Encanados-Naturpark, der gleichfalls mit unter Wasser gesetzt werden würde.

Gründe genug für die brasilianische Initiative der Staudammbetroffenen (Movimento dos Atingidos por Barragens (MAB)) das am Wasserkraftprojekt beteiligte Firmenkonsortium BAESA wegen der Verletzung von Menschen- und Umweltrechten zu verklagen. Mit auf der Klagebank sind insbesondere die Hauptbeteiligten Alcoa (Aluminium Company Of America) sowie mit seiner Aluminiumtochter, der Companhia Brasileira de Alumínio, die Votorantim-Gruppe: Einer der größten Metall-, Agrochemie-, Zellstoff- und Agrarkonzerne Brasiliens, der sich gerne mit der Produktion und dem Export von Bio-Orangensaftkonzentrat nach Deutschland in einem grünen Mäntelchen zeigt.

"Der Staudamm von Barra Grande muss zum Symbol der Rücksichtslosigkeit gegen die Umwelt und der geschädigten Bevölkerung werden“, betont André Sartori von der brasilianischen Initiative der Staudammgeschädigten (MAB). „Wir können den Betrug nicht erlauben. Damit würden solche Methoden für die Industrie des Landes zur Regel, um ihre Interessen durchzusetzen."

Dass das Firmenkonsortium BAESA als Ausgleich für die Abholzung nun in einer anderen Region 5,740 Hektar Wald kaufen und schützen, sowie 100,000 Araukarien sowie 800.000 Setzlinge anderer Baumarten pflanzen möchte, ist für die brasilianischen Umweltschützer und Menschenrechtler kein Grund, die Klage fallen zu lassen. Kleine Pflänzchen und Plantagen, sagen sie, können weder jahrhundertealte, kaum erforschte Urwälder noch Jaguare ersetzen oder ihnen neuen Lebensraum bieten.

Weitere Infos:
http://www.business-humanrights.org
http://www.observatoriosocial.org.br
http://www.oecdwatch.org
http://www.regenwald.org