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Umweltnachrichten Januar 2012

„Wir haben es satt” - Öko-Anbau gegen Hunger - Geld kann man nicht essen - Erpressung mit Regenwaldschutz? - Weiterer Indianer-Anführer in Brasilien umgebracht - Falsche Klimaschutzmaßnahmen führen zu Landraub - Neue Atomkraftwerke in Polen

„Wir haben es satt”

Bereits 52.000 Bundesbürger haben haben den Appell „Agrarindustrie nicht länger mästen“ schon unterschrieben. Nicht mehr nur in Regierungszirkeln in Berlin, sondern auch auf Deutschlands Bauernhöfen wird inzwischen über die Zukunft der Landwirtschaft diskutiert. Unter dem Motto “Bauer hält Hof” sind alle Einwohner Deutschlands eingeladen daran teilzunehmen. 

Hier die nächsten Hoftermine in Bayern:3. Dez., 10:30, Hof Thorwarth zwischen 97234 Reichenberg-Fuchsstadt und Würzburg-Rottenbauer (nähe Biogasanlage); sowie Hof Guggemos, Hummeratsried 3, 87616 Marktoberdorf. Und am 10. Dez., 10:00, Hof Abstreiter, Gstaudach 1, 84032 Altdorf Hessen.Ausserdem findet am 21. Jan. 2012 in Berlin die Demo „Wir haben es satt” statt. 

Weitere Infos: Redaktion Meine Landwirtschaft, redaktion(at)meine-landwirtschaft.de

Öko-Anbau gegen Hunger

Nach Meinung von Olivier de Schutter, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, allerdings gibt es einen Ausweg: Der Bio-Anbau. Schutter: „Öko-Anbau kann die Nahrungsmittelproduktion innerhalb von zehn Jahren verdoppeln.” Damit meint er nicht den zertifizierten Bioanbau für eine wohlhabende Mittelschicht des Nordens, sondern eine ressourcenschonende Ertragssteigerung mit anschließender lokaler Vermarktung in den Ländern des Südens, basierend auf ausgeklügelten ökologischen Methoden der Fruchtfolge, Schädlingsbekämpfung, Bodenverbesserung und organischen Düngung.
www.welt-ernaehrung.de/2011/11/17/

Geld kann man nicht essen

„Geld kann man nicht essen”, sagen Einheimische vom Titicacasee in Bolivien, die sich gegen den Bergbau in ihrem Gebiet zur Wehr setzen. „Der Bergbau bringt nur Geld, aber kein gutes Leben”, das schreibt Veronika Bennholdt-Thomsen in ihrem Brief aus Bolivien und Ecuador. Sie ist durch Bolivien und Ecuador gereist und hat nun einige interessante Beobachtungen und publiziert: „Das Geld ist eine perverse menschliche Erfindung”, zitiert sie Oswaldo, einen Cayambi aus dem Hochland von Ecuador. „Jetzt fliegen sie zum Mond, um dort Rohstoffe ausbeuten zu können. Aber der Mond gehört niemandem, wie kann man daraus Geld machen? Das Geldsystem überrollt alles wie eine riesige Gehirnwäsche-Maschine.”
Veronika Bennholdt-Thomsen:
„Dass die indigenen Gemeinden und Organisationen alles andere als rückwärtsgewandt von einer mystischen Vergangenheit träumen, wie manche meinen, sondern fest in der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts verankert sind, zeigt ihr politischer Realitätssinn. Sie haben dafür gesorgt, dass ihre Rechte in den neuen Verfassungen Boliviens und Ecuadors grundgesetzlich festgeschrieben werden: Bolivien wie auch Ecuador wurden durch die Verfassungen zu plurinationalen und plurikulturellen Staaten erklärt, die den indigenen Völkern eigene Territorialität, eigene Gerichtsbarkeit und Entfaltung der eigenen Kulturen zusprechen.”
www.social-innovation.org

Erpressung mit Regenwaldschutz?

Der deutsche Bundestag beschäftigt sich derzeit wieder mit dem so genannten ecuadorianischen Klimaschutzprojekt Yasuní-ITT, so die Meldung von “amerika21”. Die Regierungsfraktionen lehnt bislang die Kompensationszahlungen an Ecuador weiter ab, während die Opposition dafür ist. Doch was ist das Yasuní-ITT-Projekt? Ganz einfach: Die Regierung Ecuadors will von der internationalen Gemeinschaft einige hundert Millionen US-Dollar dafür bekommen, dass sie die Erdölausbeutung in einem Teil des Regenwalds von Ecuador verbietet und damit den Regenwald schützt. Die Bundestagsabgeordnete Ute Koczy (Bündnis 90/Die Grünen) hält dies beispielsweise für eine “innovative Idee aus Ecuador.” Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) allerdings ist gegen das Projekt, weil es keine politischen Anreize setze. „Belohnt wird das Unterlassen der Ölförderung, nicht etwa aktiver Waldschutz oder der Schutz der indigenen Bevölkerung.” 

Frage: „Wenn ihr mir kein Geld gibt, dann lasse ich eben den Regenwald in meinem Land von der Erdölindustrie vernichten.” Ist eine solche Haltung moralisch verantwortbar? Ist dies ein Ausdruck von Umweltbewusstsein oder schlicht Erpressung?

Weiterer Indianer-Anführer in Brasilien umgebracht

Wie die Organisation Survival International berichtet, haben maskierte und bewaffnete Männer einen Anführer einer Guarani-Gemeinde in Brasilien vor den Augen seiner Gemeinschaft erschossen. „Zeugen gaben an, dass Gomes in den Kopf, die Brust, Arme und Beine geschossen wurde. Der Leichnam des 59-jährigen wurde dann auf einem Laster weggeschafft. Unbestätigten Berichten zufolge wurden aber auch Kinder entführt und eine Frau getötet”, so Survival International. Gomes war der Anführer einer Gruppe von Guarani-Indianern, die erst Anfang November auf ihr angestammtes Land zurückgekehrt waren, nachdem Viehzüchter sie von dort vertrieben hatten.

„Es scheint als ob die Viehzüchter keine Ruhe geben, bis sie die Guarani ausgelöscht haben“, sagte Survivals Direktor Stephen Corry. „Diese ständige Gewalt war in der Vergangenheit weit verbreitet und hat zur Ausrottung Tausender indigener Völker geführt. Es ist schlichtweg eine Schande, dass die brasilianische Regierung dies heute noch zulässt.“

Weitere Infos: www.survivalinternational.de

Falsche Klimaschutzmaßnahmen führen zu Landraub

Allen Politikerreisen deutscher Abgeordneter nach Brasilien oder nach Afrika, allen Protesten von europäischen Umwelt- und Menschenrechtsschützern zum Trotz: Das so genannte „Land grabbing”, sprich der moderne Landraub in den südlichen Staaten nimmt weiter drastisch zu. Im Jahr 2009 ging allein in Afrika eine Flaeche von 60 Millionen Hektar Land in den Besitz von Privatanlegern und Pensionsfonds, kritisiert das World Rainforest Movement (WRM). Dies werde vor allem auch durch die falschen Klimaschutzmaßnahmen wie dem Kohlenstoffhandel (Carbon Offset Mechanisms) forciert. 

Traditionelle Bevölkerungen verlieren ihr Land an Konzerne und Spekulanten, die darauf umweltschädliche Holzplantagen errichteten und dafür auch noch internationale Gelder aus den Klimaschutzfonds absahnen. Internationale „Landräuber” in Afrika sind zum Beispiel die „New Forests Company” aus dem Vereinigten Königreich, das Unternehmen „Sime Darby” aus Malaysia oder die Firma „SG Sustainable Oils” aus den USA, so das WRM. 

Auch die jüngste Erfindung der internationalen, Markt orientierten Klimaschützer, das so genannte REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) sei eine falsche Klimaschutzmaßnahme, die gleichfalls lediglich dem Land grabbing diene. Als negatives Beispiel führt das WRM das REDD-Pilotproject der US-amerikanischen Naturschutzorganisation Conservation International und des Walt Disney Konzerns in der Demokratischen Rebublik Kongo an. Das Projekt habe lediglich die lokale Bevölkerung in den betroffenen Waldreservaten um ihre traditionellen Land- und Waldnutzungsrechte gebracht.

Weitere Infos: Teresa Perez, WRM, teresap(at)wrm.org.uy

Neue Atomkraftwerke in Polen

Das Nachbarland Polen will ein eigenes Atomenergieprogramm starten und den, seit der Wende im Jahr 1989 bestehenden, Stopp für Atomkraftwerke aufheben. „Sogar der Einstieg in die Wiederaufarbeitung und in die Schnelle-Brüter-Technologie sind beabsichtigt”, warnt das Umweltinstitut München, das dazu nun im November eine Onlineaktion gestartet hat.

Umweltinstitut: „Beteiligen Sie sich an unserer Onlineaktion gegen die polnische Atomoffensive: Schicken Sie unsere Musterstellungnahme an die polnischen Behörden und schreiben Sie an Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel, damit sie unsere Forderungen unterstützt!”

Weitere Infos: www.umweltinstitut.org/akw-polen

 

Norbert Suchanek
Journalist und Autor
Internet: www.norbertsuchanek.org
E-Mail: norbert.suchanek(at)online.de