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City-Maut in London

Autofahrer, die mit ihrem Vehikel in der Innenstadt unterwegs sein wollen oder müssen, werden von der Stadt zur Kasse gebeten. Ein gewagtes Modell der Briten, das jedoch auch in anderen Städten bald Schule machen könnte.

Jeden Morgen versank die Londoner Innenstadt im Verkehr und in den Staus der Rush-Hour. Und so wurde befürchtet, dass durch die Einführung der Staugebühr in London diese Problematik zu einem Chaos ausarten würde. Doch nichts dergleichen. Überraschend problemlos verlief der erste 'Maut-Tag' am vergangenen Montag.

Ein deutlich verringertes Verkehrsaufkommen im Gegensatz zu bisherigen Werktagen war zu verzeichnen, die Zone zwischen Tower Bridge und Hyde Park blieb von den befürchteten Staus verschont.

Sollte sich dieses Projekt bewähren, stehen rund 30 weitere Städte in Großbritannien in den Startlöchern, um die Idee aufzugreifen. Die ursprüngliche Idee stammt von Sir Alan Walters, der u.a. im Beraterstab der Weltbank und Margaret Thatchers tätig war.

Londons Bürgermeister, Ken Livingstone, der dieses gewagte Experiment umsetzt, konnte sein Glück zunächst selbst kaum fassen. Auch wenn er nach eigenen Angaben immer noch auf die erste Panne wartet, so will er doch mit der Gebühr den Autoverkehr um 10 bis 15 Prozent drosseln. Kein leichtes Unterfangen in der Sieben-Millionen-Stadt.

Einnahmen von rund 200 Millionen Euro

Die Einnahmen aus den Gebühren werden umgerechnet rund 200 Millionen Euro betragen und sollen wiederum in den öffentlichen Personen-Nahverkehr investiert werden — beispielsweise in die bereits überlastete 'Underground' der Stadt.

Aber auch die Verschmutzung der Luft soll die 'Congestion Charge' (wörtlich übersetzt bedeutet dies Verstopfungs- oder Andrang-Gebühr) reduzieren. Nur Athen hat unter allen Hauptstädten der Europäischen Union noch schlechtere Luftwerte.

Den berühmten Londoner Nebel gibt es immer seltener — aufgrund der Tatsache, dass Moore etc., die den Nebel verursachen, immer weiter verschwinden. Der neue Londoner Nebel, so wird der Smog nämlich genannt, kostet nach einer Studie jedes Jahr 380 Menschen das Leben — und das sind 150 mehr, als bei Verkehrsunfällen.

Wer muss zahlen, wer nicht?

Die Straßen in London waren bislang dermaßen verstopft, dass die durchschnittliche Geschwindigkeit bei gerade einmal 16 Stundenkilometern lag. Um dies ins rechte Licht zu rücken: Pferdekutschen waren schneller!

Ein großes 'C' auf rotem Untergrund markiert den Eintritt in die mautpflichtige Zone. Die Gebühr, die seit vergangenem Montag nun von Autofahrern werktags zwischen 07:00 und 18:30 Uhr entrichtet werden muss, beträgt umgerechnet fast 8 Euro. Insgesamt 688 Kameras wurden installiert, um die Nummernschilder sämtlicher Fahrzeuge zu registrieren. Die gesammelten Daten werden mit den in einer Datenbank abgelegten Informationen über geleistete Zahlungen der entsprechenden Wagen verglichen. Gezahlt werden kann über Internet, Handy, Postämter oder auch bestimmte Geschäfte. Ausnahmen gibt es natürlich auch: Motorräder und Motorroller, Busse, Taxen und Ärzte sowie Behinderte. Anwohner zahlen lediglich einen Satz von 10 Prozent.

Zahlungen können bis Mitternacht des Tages, an dem man die City befahren hat, geleistet werden. Andernfalls droht ein sattes Bußgeld in Höhe von 120 Euro.

Natürlich gibt es auch Kritiker des Experiments, Vergleiche mit Wegelagerei werden herangezogen. Der relativ unproblematische Start wäre so nur möglich gewesen, weil gerade Schulferien seien. Außerdem würde es wieder einmal genau die Leute treffen, die für den Weg zur Arbeit auf ihr Auto angewiesen seien. Zudem gab es auch Pendler, die das Projekt zu boykottieren versuchten, in dem sie einfach zu Hause blieben.